Größte solarthermische Anlage in Baden an der Heimschule

Klimafreundliche Wärmeenergie

Schon seit über 20 Jahren wird die Heimschule St. Landolin mit allen Schulhäusern, dem Internat, der Sporthalle und dem Hallenbad sowie rund 200 Haushalte im benachbarten Wohngebiet über eine Holzhackschnitzel-Heizanlage und ein Gas-Blockheizkraftwerk mit klimafreundlicher Wärmeenergie versorgt. Dies ist möglich dank der Kooperation der Stadt Ettenheim, der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg sowie der ratio energie GmbH, die als Gesellschafter gemeinsam die Fernwärme Ettenheim bilden. Zuvor wurden alleine in der Heimschule jährlich etwa 500.000 Liter Heizöl verbrannt – heute wird mit dem Äquivalent derselben Wärmeenergie das gesamte Quartier einschließlich der Heimschule mit Wärme versorgt, nun allerdings im Wesentlichen mit Holz und damit erheblich umweltfreundlicher.

Bisher wurden rund 82 % der insgesamt benötigten Wärme über Holzenergie und 14 % über das Gas-Blockheizkraftwerk gedeckt. Nur in Notfällen, bei Wartungsarbeiten und sehr niedrigen Außentemperaturen wurden die beiden Öl-Kessel zur Deckung der Spitzenlast eingesetzt (4 %). Das BHKW war nun allerdings in die Jahre gekommen; es musste entweder erneuert oder durch ein anderes Konzept ersetzt werden. An seine Stelle tritt nun künftig die solarthermische Anlage und wird die weiterhin bestehende Wärmeerzeugung aus einem Holzhackschnitzel-Kessel und zwei Öl-Kessel (nur für die Spitzenlast) nicht nur ergänzen, sondern hauptsächlich den sommerlichen Wärmebedarf in der Regel komplett decken. Der Holz-Heizkessel bleibt während der Sommermonate abgeschaltet.

 

Auf dem Gelände der Heimschule St. Landolin und angrenzend entsteht derzeit eine der größten solarthermischen Anlagen der Region

Im Rahmen eines Vororttermins stellten Bürgermeister Bruno Metz, Eberhard Pfister, Direktor der Heimschule St. Landolin, Ralph Schwörer, stellvertretender Direktor der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg, Peter Blaser, Geschäftsführer der ratio energie GmbH und Martin Oswald für die Fernwärme Ettenheim den aktuellen Stand der Bauarbeiten vor.

 

Zurzeit wird östlich des Heimschulareals auf dem Myßberg eine rund 1.800 qm große Sonnenkollektorenfläche errichtet. Mit der neuen Anlage und der Holzhackschnitzelheizung sollen zusammen nahezu 100 % Prozent der Wärmeversorgung der Heimschule St. Landolin, des angrenzenden Wohngebiets „Quartier am Ettenbach“ und weiterer Gebäude entlang der Otto-Stoelker-Straße CO2-neutral geleistet werden. Wie Schulleiter Eberhard Pfister informiert, können dadurch 225 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr eingespart werden. Angesichts des Leitbildes der Heimschule St. Landolin, die Schülerinnen und Schüler dazu erziehen möchte, Verantwortung für die Zukunft der Gesellschaft zu übernehmen und sich dabei auch für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, ist die umweltfreundliche Wärmeversorgung der Schule ein wichtiges Element, das sich nahtlos in andere Bemühungen der Heimschule einreiht, konkrete Akzente in Sachen Klimaschutz zu setzen. Nachhaltig unterstützt wird dieses Engagement durch den Schulträger, die Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg. Deren Stellvertretender Direktor Ralph Schwörer betont, dass diese Anlage ein weiterer Schritt in Richtung klimaneutrale Diözese 2030 ist.

 

Größenordnung des Projekts in der Region einzigartig

Mit dem Projekt betritt die Fernwärme Ettenheim in dieser Größenordnung komplettes Neuland, erklärt Geschäftsführer Peter Blaser. Im mittelbadischen Raum gibt es kein vergleichbares Projekt in dieser Dimension, so Peter Blaser. Der Erwerb der Aufstellflächen für die Solaranlage war dank der Kooperationsbereitschaft der Grundstückseigentümer kurzfristig möglich, hebt Martin Oswald hervor. Das Zusammenwirken der drei Gesellschafter, Stadt Ettenheim, Schulstiftung und ratio energie ist auch bei diesem Vorhaben vorbildlich, lobt Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz. In der neuen Solaranlage sehe er einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und einen weiteren Mosaikstein im Bemühen der Stadt Ettenheim um eine nachhaltige Energieversorgung.

Installiert werden in Ettenheim 112 Hochleistungs-Flachkollektoren, die in 14 Kollektorenreihen aufgeteilt sind. Die Kollektoren wurden in Finnland in einem innovativen Verfahren hergestellt und entsprechen höchsten Industriestandards. Wie Peter Blaser erläutert, erzeugt die Solaranlage bei hoher Sonneneinstrahlung mehr Wärme als im Netz benötigt wird; diese Wärme wird in zwei 100 m³ großen Pufferspeichern gespeichert und steht dann zur Überbrückung von Betriebszeiten ohne ausreichenden Solarertrag zur Wärmeversorgung zur Verfügung. In umfangreichen Computer-Simulationen wurde ein ausgewogenes und wirtschaftliches Verhältnis von Solaranlagengröße, Pufferspeichervolumen und Wärmebedarf ermittelt.

 

Startschuss für die regenerativer Energie im Jubiläumsjahr der Heimschule

Mit den Arbeiten wurde Ende August begonnen. Die Kollektoren wurden bereits geliefert; die beiden Pufferspeicher sollen Anfang Dezember aufgestellt werden. Aufgrund des Schulbetriebs werden die Anlieferung und Aufstellung der großen Pufferspeicher eine besondere Herausforderung für die Techniker, da dieser so wenig wie möglich beeinträchtigt werden sollte. Über den Winter wird die Solaranlage dann komplettiert, sodass ab Frühjahr 2020 – also ziemlich genau 100 Jahre nach der Gründung der Vorläufereinrichtung der Heimschule St. Landolin in Ettenheimmünster – die Kraft der Sonne direkt ins Fernwärmenetz von Ettenheim eingespeist werden kann und damit die angeschlossenen Schul-, Gewerbe- und Wohngebäude mit regenerativer Energie versorgt werden können.

In die gesamte Maßnahme werden rund 1,3 Millionen Euro investiert. Die Fernwärme Ettenheim erhält hierfür eine Förderung in Höhe von 525.000 Euro von der KfW.

Berichterstattung in den Medien