Festung Europa? Neuntklässler erörtern EU-Flüchtlingspolitik in Planspiel

Die Bilder und Berichte von überladenen oder gekenterten Flüchtlingsbooten und Menschen in eingezäunten Auffanglagern haben besonders in den letzten Monaten die politische und öffentliche Aufmerksamkeit auf die umstrittene europäische Flüchtlingspolitik gelenkt. Seit die Binnengrenzen in der EU gefallen sind, kontrollieren die Mitgliedsstaaten die Außengrenzen gemeinsam. Kritiker werfen der EU jedoch vor, sie errichte mit ihrer Politik eine „Festung Europa“ und widerspreche damit ihren eigenen humanitären Werten.

In dem Planspiel „Festung Europa“ simulierten Schülerinnen und Schüler der G9b der Heimschule St. Landolin mit Hilfe von zwei Referenten der Landeszentrale für Politische Bildung Freiburg (LpB) in verschiedenen Rollen einen EU-Sondergipfel zur Flüchtlingsthematik und verhandelten drängende Fragen: Wie kann die aktuelle „Flüchtlingskrise“ in der EU gelöst werden? Können sich die EU-Mitgliedsstaaten auf eine neue Strategie verständigen? Wie könnte eine gemeinsame Flüchtlings- und Asylpolitik aussehen?

Lina Mangold und Danny Mc Clelland, beide Studenten der Politikwissenschaften der Universität Freiburg, brachten die 24 Jugendlichen in diesem Planspiel zu einer ergiebigen Diskussion über das Thema. Der „EU-Sondergipfel an der Heimschule“ nahm reale Züge an, als es darum ging, die einzelnen Positionen der verschiedenen EU-Staaten einzunehmen und zu vertreten. Da wurde schon einmal die Rolle Ungarns als Buhmann wie in der Realität hervorgehoben oder auch die Vorreiterrolle Deutschlands, das mit seiner humanitären Haltung vielen Flüchtlingen den Weg geebnet hat. Die zweite Konferenzphase diente zur Vorstellung von verschiedenen Anträgen, die eine gemeinsame Politik aller EU-Staaten möglich machen sollte. Dabei stellten die Schülerinnen und Schüler fest, dass man in der Simulation genauso wie in der Wirklichkeit nur einen kleinen gemeinsamen Nenner erreichen konnte. Die Teilnehmer der NGO‘s, Amnesty International und Pro Asyl, mussten mitansehen, dass ihre Diskussionsbeiträge und Anträge keine hundertprozentige Mehrheit gefunden hatten.

Zum Ende durften allerdings alle Teilnehmer dieses Planspiels zufrieden gewesen sein: die Heimschüler, weil sie durch weitreichende Informationen der LpB und den anregenden Diskussionen untereinander fast zu Politprofis in diesem Thema geworden waren, und die beiden Referenten, weil ihre Anregungen und Ausführungen auf fruchtbaren Boden gefallen sind.

 

Text und Bilder: Ulrich Rospleszcz