„100 Songs“: Theater-AG zeigt großartige Ensembleleistung

Tick, tack – tick, tack. Die Zeit läuft. Die Zeit läuft ab. Oder doch nicht? Die Theater-AG der Heimschule St. Landolin bringt unter der Regie von Sandrine Remmeau, Daniel Kurz und Marvin Günthner Roland Schimmelpfennigs „100 Songs“ auf die Bühne und zieht damit das Publikum in den Bann einer Konstellation von Geschichten, die unter die Haut gehen und bei denen am Ende alles möglich ist.

„Kennst du das, wenn dieser Song im Radio läuft und du musst einfach lächeln?“ Natürlich kennt jeder diesen Moment, nach dem im Stück gefragt wird – und die 100 Songs treiben den Kniff der Dramaturgie auf die Spitze: Mit minimalistischsten Mitteln werden Figuren gezeichnet und ihre Geschichten erzählt. Da ist der verkaterte Polizist, der Smoke on the Water im Ohr hat, das 17-jährige Mädchen, das Katie Melua hört, die Kellnerin Sally, die Bettie Davies Eyes im Radio hört, der Pfarrer, der den Glauben verloren hat, die 36-jährige Stripperin, das streitende Studentenpaar, ein verliebter Mann… „Diese Leute haben überhaupt gar nichts miteinander zu tun, außer dass sie alle gleichzeitig…“, heißt es im Stück, das immer wieder in eine Sackgasse läuft: „Gleich zerreißt die Welt.“

bild-20230321-110119-b8f3bc1a.jpgEinmal Klartext: „100 Songs“ erzählt die letzten Minuten im Leben einer zufällig vom Alltag zusammengewürfelten Menschengruppe auf einem Bahnsteig. Die Personen werden in einen Zug einsteigen, dieser wird – warum auch immer – in Flammen aufgehen: „Das kann man doch gar nicht beschreiben.“ Daher beschreibt das Stück die Erinnerungen an die vergangenen Stunden, zuletzt geführte Gespräche und Rückblicke in die Kindheit der Figuren. Im Wissen darum, dass das Leben der Figuren in wenigen Augenblicken enden wird, stehen all diese Bruchstücke unter der Frage: Was ist der Sinn?

Den Darstellerinnen und Darstellern der Theater-AG gelingt es auf eindrückliche Art und Weise, das Publikum durch die assoziative Erzählweise des Stückes zu führen. Niemand hat eine feste Rolle, die Handlung wird nur durch eine große Uhr, deren Zeiger immer wieder vor- und zurückwandert, strukturiert. Das Ensemble aber bietet – auf einer Bühne in der Raummitte – eine Choreografie aus Text, Bewegung, Darstellung, Licht und Tanz (auch mit dem Publikum), die die Zuschauerinnen und Zuschauer mehr und mehr mitnimmt. „Wir wollten in diesem Jahr alles auf den Kopf stellen“, erklärt im Anschluss Sandrine Remmeau stellvertretend für das Regieteam und mit einem postdramatischen Stück und einem vollkommen neuen Raumkonzept habe man sich in der Theater-AG herausgefordert. Die Aufführungen und der begeisterte Applaus des Publikums zeigen: Das Experiment ist gelungen.

Womit hat man es als Zuschauer hier zu tun? Das Studentenpaar streitet im Stück selbst darüber, was denn nun Tragödie und was Komödie ausmacht. „100 Songs“ bietet dem Publikum ganz zum Schluss die Möglichkeit, dass die Katastrophe, auf die die ganze Handlung hin angelegt ist, vielleicht doch auch ein Happy End sein könnte. Daher ist nur eines sicher: Die Arbeit der Theater-AG in den vergangenen Monaten ist eine hervorragende Ensembleleistung!

 

Darstellerinnen und Darsteller:

Jule Metzger (G8a), Alyssa Becker, Philipp Kurz ( R8a), Sophie Buschmann (R8e), Pablo Espin Rodenas, Lea Matzat, Leo Welte (G9a), Metty Meiritz (G9b), Sina-Marie Schiller (G9d), Antonia Bitterer, Finja Minarik, Amelie Siersch (R9a), Finja Dörle (R9b), Elena Minarik (G10b), Marla Stulz (R10a), Avery Gessner, Franziska Ringwald (R10c), Louisa Manz (S11a), Maya Heckel (S11b), Timm Osterhorn, Emma Ringswald (S12b), Hannah Dautel, Salome Hockenjos, Sebastian Klein, Nina Oswald (K2)

Technik:

Felix Dürr, Yannik Meyer, Fabian Müller, Nikita Gildermann (R7e), Max Trotter (ehemaliger Heimschüler)

 

Lesen Sie auch den Beitrag der Badischen Zeitung vom 24. März 2023.

 

Text: Jakob Katzmann

Bilder: Sandrine Remmeau, Julia Bernard, Jakob Katzmann

 

Trailer (öffnet beim Klick auf das Bild)

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