Nele und Milena trainieren vier- bis fünfmal pro Woche und bestreiten am Wochenende meist zwei Spiele mit ihren Mannschaften. Nele besucht die Klasse 10c der Realschule und Milena die Klasse 8a des Gymnasiums der Heimschule St. Landolin. Um weder das Training noch die Schule zu vernachlässigen, erfordert es eine Menge an Disziplin und Organisationstalent und nicht zuletzt auch Unterstützung von Eltern, Trainern und Schule. Anfang Januar wurden die beiden beim Deutschland-Cup in Sindelfingen Deutsche Meisterinnen der Landesauswahlen im Handball. Im Interview berichten die Schülerinnen über die Aufregung, in solch einer Auswahlmannschaft spielen zu dürfen, das Gefühl zu gewinnen, aber auch über ihren Alltag und den Wunsch, in jedem Lebensbereich sein Bestes geben zu wollen.
Liebe Nele, liebe Milena, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem Sieg im letzten Monat! War das Meisterschaftsspiel in Nellingen etwas Besonderes für euch? Wie war euer Gefühl vor und während dem entscheidenden Spiel?
Nele: Das Endspiel in Nellingen war schon etwas ganz Besonderes. Die Anspannung war riesengroß, schließlich spielen wir nicht alle Tage in einer ausverkauften Halle vor 700 Zuschauern. Grundsätzlich ist es ein tolles Gefühl zu wissen, dass man eine der besten Spielerinnen im ganzen Land ist. So eine Auswahlmannschaft ist schon etwas ganz Besonderes. Wir kommen ja aus ganz verschiedenen Bereichen in ganz Baden-Württemberg. Man muss als Team erstmal zusammenfinden. Zum Glück hat das in unserer Mannschaft sehr schnell und gut geklappt!
Milena: Nele und ich haben an den verschiedenen Vorbereitungslehrgängen in Frankreich, Österreich und Steinbach teilgenommen und unsere Landestrainer haben zwei richtig gute Teams zusammengestellt. Leider war ich dann aber beim entscheidenden Turnier verletzt und konnte selbst nicht mitspielen. Toll ist, dass unsere Trainer gesagt haben, dass ich auch verletzt auf jeden Fall zur Mannschaft dazugehöre. Ich habe natürlich von der Tribüne aus mitgefiebert! Besonders spannend war die erste Halbzeit! Bei solch einem Spiel ist man schon besonders angespannt und drückt der Mannschaft ganz fest die Daumen.
Nach dem Spiel wart ihr plötzlich Deutsche Meisterinnen. Konntet ihr das direkt so realisieren und feiern?
Nele: Natürlich haben wir uns riesig gefreut. Aber irgendwie war es in dem Moment wie bei jedem anderen Spiel, das man grade gewonnen hat. Den Riesenerfolg mit der Meisterschaft habe ich erst realisiert, als ich nach Hause gefahren bin. Da wird man dann langsam ruhiger und ist einfach nur glücklich und auch stolz!
Milena: Wir sind direkt alle auf das Spielfeld gestürmt und haben miteinander gejubelt. Nach der ganzen Aufregung und der spannenden zweiten Halbzeit, platzt die Freude so richtig aus einem raus! Obwohl wir im Alltag nicht so viel miteinander zu tun haben, schweißt die Liebe zum Handball uns alle zusammen.
Was euch bestimmt auch verbindet, ist die hohe Kunst, Leistungssport und Schule unter einen Hut zu bekommen. Wie bekommt ihr das hin? Wie sieht euer Alltag aus?
Milena: Ich lerne ziemlich viel! Mein Tag sieht eigentlich so aus: Morgens gehe ich zur Schule. Nachmittags mache ich dann direkt meine Hausaufgaben und lerne auf die anstehenden Klassenarbeiten. Danach gehe ich ins Training. Das ist eher ein Ausgleich für mich und macht riesigen Spaß. Auch wenn es oft bedeutet, dass man für andere Dinge kaum noch Freizeit hat. Manchmal ist es natürlich schon anstrengend, wenn man mehrere Arbeiten in der Woche schreibt, aber eigentlich möchte ich kein Training ausfallen lassen.
Nele: Bei mir ist es genauso! Dreimal in der Woche ist Mannschaftstraining und dann macht man zusätzlich noch Krafttraining, oder geht Laufen. Am Wochenende geht es dann los und wir fahren zu verschiedenen Spielen. Da ist man viel unterwegs. Es ist nicht immer einfach, Schule und Sport perfekt zu timen. Aber wenn man sich gut organisiert, hat man auch zwischendurch noch Zeit für Freunde und andere Dinge.
Das klingt als würdet ihr viel Disziplin und Durchhaltevermögen haben und brauchen! Bekommt ihr denn Unterstützung von Trainern, Eltern und Schule?
Nele: Ja natürlich! Leistungssport heißt oft, dass man manchmal eine Woche auf Lehrgang ist und nicht in die Schule gehen kann. Da bekommen wir auf jeden Fall Unterstützung und werden vom Unterricht befreit. Die Lehrer haben dafür auch Verständnis und wir bekommen unser Material dann danach. Auch im Sportunterricht merkt man, dass wir unterstützt werden! Besonders Herr Rieder unterstützt uns als Trainer und Lehrer. Als Realschullehrer kennt er eben alle meine Lehrerinnen und Lehrer und setzt sich immer für mich ein. Organisieren kann er auch richtig gut, vor allem wenn es darum geht, Schule und Sport zu verbinden.
Milena: Herr Rieder macht eigentlich alles für uns! Wenn wir Schwierigkeiten haben zum Training zu kommen, sagt er immer: „Dann hol ich dich ab!“, oder „Ich bring euch da hin!“ Wir freuen uns sehr über so einen Rückhalt.
Das kann ich mir gut vorstellen! Durch so einen Rückhalt fällt es auch viel leichter, in Schule und Sport durchzuhalten und auch Spaß an beiden zu haben! Vielen Dank für eure Offenheit und den Einblick in euer Alltagsleben! Ich wünsche euch auch weiterhin viel Erfolg in allen Lebensbereichen!
Interview: Isabell Rügner
Bilder: Isabell Rügner und Markus Emmenecker