Warum blüht es so schön auf den Heimschulwiesen?

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum es auf den Heimschulgelände so schön blüht? Und warum man gerade hier so viele Insekten, Vögel und andere Tiere entdecken kann? Schließlich weisen Fachleute doch seit Jahren auf den rapiden Rückgang der Artenvielfalt, insbesondere auf den der Insekten hin. Die Beobachtung dieses erschreckenden Schwunds bedarf keiner Reise in die Urwälder dieser Welt, es reicht ein Blick in unsere Vorgärten. Wo man nur noch Stein- und Betonwüsten findet, gibt es für Maja und Co. kaum geeignete Lebensräume, in denen sie Nahrung und Nistmöglichkeiten finden. Bleiben die Insekten aus, fehlt ein wichtiger Baustein im Nahrungsnetz, so dass sich der Artenschwund in anderen Tierklassen fortsetzt. Denn wo Vögel, Fledermäuse und andere Kleinsäuger keine Nahrung finden, verschwinden auch sie in kürzester Zeit. Seit nun beinahe 20 Jahren versucht man an der Heimschule diesem Trend gegenzusteuern, mit Erfolg.

Auf großen Flächen des Campus wird absichtlich eine ganz bestimmte Mahdstrategie verfolgt. Die Wiesen rund um die Schule werden, soweit es die Verkehrssicherheit zulässt, möglichst nur ein bis zwei Mal im Jahr gemäht. Dadurch kann eine Vielzahl an Pflanzenarten wachsen, die wiederum den Insekten als Nahrungsquelle und Rückzugsmöglichkeit dient. Unter nicht unbeachtlichem Aufwand werden die Wiesen mit dem Balkenmäher gemäht, um die vorhandenen Tiere möglichst zu schützen und sie nicht zu verletzen. Das anfallende Schnittgut wird abgetragen, damit die Böden möglichst nährstoffarm bleiben. Viele seltene Pflanzen sind auf diese nährstoffarmen Böden angewiesen, weshalb diese auf überdüngten Wiesen verschwinden und somit die Artenvielfalt geringer wird. schmetterling3.jpgAuch der richtige Zeitpunkt der Mahd ist für manche Arten entscheidend, da zu ganz bestimmten Zeiten im Jahr die Anlagen für die nächste Generation gebildet werden. Werden diese Anlagen durch eine zu frühe oder zu späte Mahd beschädigt, treibt die Pflanze im nächsten Jahr nicht aus und sie verschwindet. Dank dieser vielfältigen Anstrengungen gibt es auf dem Heimschulgelände artenreiche Wiesen, die mitunter auch seltene Orchideen beheimaten und unterschiedlichsten Tieren als Lebensraum dienen.

Leider werden solche Lebensräume bei uns immer seltener. Die Naturschutz AG der Heimschule hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, in Zusammenarbeit mit dem Team um Hausmeister Walter Bing, diese Lebensräume an der Schule zu schaffen und zu pflegen. Dazu zählt man auf dem Heimschulcampus nicht nur die blühenden, möglichst naturnahen Wiesen, sondern auch eine größere Anzahl an Steinhaufen, die aus den Wiesen herausragen. Auf und in ihnen finden Reptilien, wie beispielsweise die Zauneidechse oder die Blindschleiche, ideale Lebensbedingungen.

Darüber hinaus gibt es auf dem Gelände mehrere Kleinstgewässer, in denen sich Amphibien und Wasserinsekten besonders wohl fühlen. Das größte dieser Gewässer befindet sich am Zugang zum Campus, wenn man in die Prälat-Schofer-Straße einbiegt. Hier entstand ein großer Teich, der eine Vielzahl an unterschiedliche Arten beheimatet. Nicht nur Frösche und Molche, sondern auch Libellen und Wasserkäfer sind hier zu finden. Leider werden immer wieder Fische aus Aquarien und Gartenteichen in diesen Gewässern ausgesetzt, was sich negativ auf die natürlich vorkommenden Arten auswirkt. Einen besonderen Moment am Heimschulteich stellt die Abenddämmerung dar. Kurz bevor sich die Sonne verabschiedet, kommen die Fledermäuse aus den eigens für sie angebrachten Nist- und Schlafkästen heraus und jagen dicht über der Wasseroberfläche nach Insekten, die, Dank der blühenden Wiesen, in ausreichender Zahl vorhanden sind.

Man sieht also, dass Naturschutz nicht nur sinnvoll, sondern auch spannend und etwas ästhetisch Ansprechendes sein kann. Denn sind wir doch mal ehrlich, eine blühende Wiese ist doch viel schöner anzusehen, als das Einheitsgrün eines englischen Rasens. Gönnen Sie sich doch bei Gelegenheit einmal ein paar ruhige Minuten und schauen Sie den Insekten oder den Fledermäusen bei ihrem regen Treiben zu. Und dann, packen Sie es daheim an und helfen Sie mit der Natur neuen Raum zu bieten. Selbst der kleinste Balkon, ja selbst ein Fensterbrett kann dazu dienen, für Insekten eine nutzbare Fläche zu schaffen. Tipps zur naturnahen Gestaltung bekommen Sie bei den Naturschutzorganisationen oder bei der Naturschutz AG.

 

Text und Bilder: Dominique Stolz, Leiter Naturschutz AG