Wenn alle drei Streicherklassen der Stufen 5, 6 und 7 samt Streichorchester-AG der Fortgeschrittenen sich auf der großen Aula-Bühne ein klingendes Stelldichein geben, ist dies schon ein besonderer Anlass im Musikleben unserer Heimschule. Erst recht, da sie erstmals wirkungsvoll ergänzt wurden vom Auftritt des neuen Unterstufen-Chores „Build your voice“.
Zu schätzen wusste dies ein zahlreich erschienenes Publikum, welches an diesem sommerlich angenehmen Juni-Abend dem abwechslungsreichen Konzertprogramm mit gespannter Aufmerksamkeit folgte und nicht geizte mit dankbarem Applaus.
Die jüngsten Streicher-Adepten der Klassenstufe 5 wurden mit ihren kurzweiligen Beiträgen im ersten Programmteil eifrig unterstützt von den um ein Jahr Älteren. Mit Hingabe musizierten sie gemeinsam bekannte Weisen wie „Bruder Jakob“ bis hin zum schmissigen Samba auf leeren Saiten („open strings“). Streicherklasse 6 bewies dann mit zwei Kanons Sicherheit im mehrstimmigen Spiel wie auch sattelfeste Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen Tonarten. Als brillanter
„Rausschmeisser“ erwies sich einmal mehr Jaques Offenbachs „Can Can“, der die Zuhörerschaft im Saal zu einem Accelerando-Beifall mitriss.
Der Einstieg der Streicherklasse 7 geriet mit dem musikalischen Glückwunsch „Viva la musica“ derart leidenschaftlich, dass ein Geigen-Steg umklappte und fix repariert werden musste. Umso festlicher erklang dann ein berühmtes Menuett aus Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“, gefolgt von zwei rhythmisch anspruchsvollen und gleichwohl präzise präsentierten Volkstanz- Arrangements.
Susanne Albrecht-Krüger - Violinistin, Initiatorin und Leiterin sämtlicher Streicherklassen seit dem Gründungsjahr 2003 - konnte mit dem anschließenden Intermezzo dreier Auftritte ihrer Privatschüler eine klare Vorstellung davon vermitteln, was Talent gepaart mit hellhörigem Fleiß zustande zu bringen vermag: Vom hüpfenden Springtanz einer waschecht irischen Fiddle-Music (im Quartett u.a. Noemi Heid und Vivienne Bernhardt) über eine polnische Mazurka (souverän gestrichen und moderiert von Anna-Chayma Ammour) bis hin zum Kopfsatz von Mozarts Violinsonate e-moll (feinsinnig interpretiert von Felix Müller) reichte der stark durchgehaltene Spannungsbogen.
Das unter Lara Grobshäusers Dirigat im Anschluss musizierende Streichorchester der Fortgeschrittenen stellte eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an die Herausforderungen unterschiedlichster musikalischer Stilrichtungen unter Beweis. Dudelsack-Quinten aus Johann Sebastian Bachs munterer Musette verbanden sich organisch mit schottischen Volksmusikanklängen, während die spirituelle Intensität eines „Prayer for Peace“ nebst dem Generationen verbindenden „Halleluja“ Leonard Cohens den Sprung zu atmosphärisch dichter Filmmusik (u.a. aus „Fluch der Karibik“) nicht scheute.
Wesentlich beteiligt am stimmigen Klangresultat waren als bewährte Begleiter am Flügel neben dem Unterzeichnenden die Pianisten und langjährig engagierten Musiklehrer Thomas Held und als Gast Joschi Krüger, Komponist diverser Kantaten und Kammermusik sowie eines eigens für unsere Streicherklassen geschriebenen Viola-Konzerts.
Das fulminante Finale des Abends aber besorgte der erst jüngst aus der Taufe gehobene Unterstufen-Chor „Build your voice“, als Auswahl-Chor hervorgegangen aus der Chorklassen-Aufbauphase unter Leitung von Patrick Heil (mit zupackendem Drive am E-Piano) und Lara Grobshäuser (ebenso als inspirierende Gesangs-Solistin). Hervorragend war es beiden Musikpädagogen als professionellem Tandem gelungen, die sich erst neu auf stimmliche Abenteuer einlassenden kleinen Sängerinnen und Sänger in kurzer Zeit zu einem swingenden Gesamt-Ensemble zusammenzuschweißen. Dabei kontrastierten besinnliche Melodien etwa des volkstümlichen Abendliedes von Matthias Claudius („Der Mond ist aufgegangen“) oder finnischer Folklore mit saalerschütternden Hits aus der Fußball-Arena wie „Seite an Seite - wir sind united“ oder der abschließend donnernden Grönemeyer-Hymne „Kinder an die Macht“.
Mit diesem gelungenen Bühnenauftakt findet die im Sommer 2025 auslaufende Tradition der Streicherklassen eine erfolgversprechende Ergänzung und Nachfolge und bietet für die musikalische Arbeit am Gymnasium unserer Heimschule St. Landolin eine aussichtsreiche Perspektive für kommende Jahre.
Werner Wittstock, 17. Juni 2024
