Zwei Gruppen der Heimschule St. Landolin nahmen an der 72-Stunden-Aktion des BDKJ teil. Am Donnerstagnachmittag bekamen sie ihre Aufgabe, an der sie bis zum Sonntag mit vereinten Kräften und für den guten Zweck arbeiteten. Beide Gruppen präsentierten ihre Ergebnisse am Sonntag in Ettenheim.
Theater für Europa
Am Donnerstag, den 23. Mai 2019, um 17:07 Uhr war es so weit: Elf Gruppen des Dekanats Lahr bekamen zeitgleich mit allen anderen Beteiligten der 72-Stunden-Aktion ihre Aufgaben mitgeteilt.
Wir, die Partyraum Crew, sonst auch bekannt als Theater-AG der Heimschule St. Landolin, waren eine der fünf Gruppen aus Ettenheim und hatten zur Aufgabe ein Straßentheater zum Thema „Europa“ auszuarbeiten und es bis Sonntag, den 26. Mai 2019, in der Innenstadt Ettenheims und in mindestens einer sozialen Einrichtung vorzuführen. Den restlichen Donnerstagabend verbrachten wir also damit, Ideen zu sammeln, wie unser Stück aufgebaut sein sollte, welchen Inhalt wir ihm geben sollten, und –fast am wichtigsten – was wir damit ausdrücken wollten: Unseren Wunsch für Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa. Viele Einfälle wurden gesammelt, viele Ideen verworfen, aber gegen 23 Uhr stand ein grobes Konzept für den Aufbau und den Inhalt unseres Stücks. Auch wie wir Werbung für unsere Aufführungen machen wollten, wurde geplant, und mögliche Orte für unsere Aufführungen wurden gesammelt. Unterbrochen wurde diese lange Arbeitsphase nur vom Abendessen, der Zimmerverteilung und der Erstellung eines Duschplans für den Abend und den nächsten Morgen. Da wir das Glück hatten, ein Stockwerk unseres Internats bewohnen zu dürfen, hatten wir auch den Luxus von fließendem Wasser, Matratzen für jeden und leckeren Mahlzeiten aus der Internatsmensa.
Die Arbeitsphase am Freitag begann damit, die Werbung für unser Stück voranzutreiben, und die Aufführungsorte größtenteils festzulegen, nämlich am Samstagnachmittag auf dem Internatsfest, am Sonntagmorgen nach dem katholischen Gottesdienst und am Sonntagnachmittag in der Ettenheimer Innenstadt. Danach gingen wir in Kleingruppen zusammen, um die geplanten Unterthemen zu recherchieren und kleine Szenen auszuarbeiten. Unser Plan für die Form unseres Stücks waren mehrere Stationen, die die Zuschauer nach und nach vom Unteren Tor in Ettenheim bis zum Wahllokal am Ettenheimer Rathaus führen sollten. Der restliche Vormittag wurde dann zur Suche von Kostümen im Requisitenraum der Theater-AG verwendet, bis wir schließlich gegen 13 Uhr in die Innenstadt gingen.
Am Unteren Tor, wo wir die erste Station platzieren wollten, trafen wir zufällig auf die Werbestände der CDU und der SPD, wo wir prompt auch auf Frau Schmidt, stellvertrende Bürgermeisterin Ettenheims und Realschullehrerin an der Heimschule, und auf Herrn Mutter, den stellvertretenden Schulleiter des Gymnasiums, trafen. Da wir ein Sofa für die letzte unserer Stationen eingeplant hatten, war es pures Glück, als wir am Stand der SPD ein rotes Sofa entdeckten, für das die Besitzer im Gegenzug nur ein Bild mit uns auf der Couch wollten. Dieser Bitte kamen wir gerne nach, da die Couch wirklich sehr bequem war. Und sogar Herr Mutter kam mit aufs Bild: Einmal quer über die Beine der sitzenden Schülerinnen und Schüler lag der stellvertrender Schulleiter auf dem Sofa. Als uns das Sofa dann für die Aufführungen versprochen war, gingen wir weiter und legten die anderen Standorte unseres Straßentheaters fest. Zurück an der Schule arbeiteten wir die einzelnen Sequenzen weiter aus und bis 23 Uhr hatten wir eine Aufstellung für die gemeinsamen Auftritte festgelegt und waren den Ablauf drei Mal nahezu fehlerfrei durchgegangen.
Am Samstag galt es, die Werbung und die Aufführungsgelegenheiten für Sonntag endgültig zu kären und den Kostümen und Requisiten den letzten Schliff zu geben. Am Nachmittag führten wir unser Stück beim Internatsfest erstmalig auf.
Am Sonntagmorgen trafen wir uns gegen 10 Uhr auf den Weg in die katholische Kirche St. Bartholomäus zu unserem zweiten gemeinsamen Auftritt. Im Gottesdienst begrüßte uns Pfarrer Kalt herzlich und kündigte unsere Aufführung wie geplant an. Als der Gottesdienst vorbei war, versammelten sich die interessierten Gottesdienstbesucher vor der Kirche und wir hatten einen erfolgreichen zweiten Auftritt unseres Straßentheaters. Die anwesende Gruppe der Ministranten, die ebenfalls an der 72-Stunden-Aktion teilnahm, lud uns spontan ein, am Nachmittag zu ihrem Abschlussfest zu kommen und das Stück erneut vorzuführen. Auch sonst erhielten wir viel positives Feedback für unser Werk. Das gab uns Mut für den Nachmittag, den Höhepunkt unseres Aufführungsmarathons: Eineinhalb Stunden lang führten wir unser Stück fünfmal einem stets begeisterten Publikum vor. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Skatepark, bei dem die Abschlussfeier der Ministranten stattfand, wo wir ein letztes Mal spielten. Als Dankeschön bekamen wir von den Ministranten Waffeln und Getränke.
Auch wir waren am Ende voll des Dankes: Die aus unserer Sicht erfolgreiche 72-Stunden-Aktion wäre nicht möglich gewesen ohne Frau Remmeau als Leiterin der Theater-AG, ihren Freunden Elias, Sally und Maximilian sowie der Praktikantin Maria Dorn. Außerdem danken wir Frau Czarnetzki als Internatsleiterin, dem Küchen- und Reinigungspersonal des Internats für die tolle Verpflegung und Unterbringung. Ein Dank geht außerdem an die Fachakademie für Pastoral- und Religionspädagogik, die einen großzügigen Zuschuss zu unseren T-Shirts geleistet und außerdem drei ihrer Gemeindereferentinnen und -referenten im dritten Ausbildungsjahr zu unserer Unterstützung abgestellt haben. Und last but not least sagen wir ein großes Dankeschön an alle, die uns nach unseren Auftritten mit Spenden unterstützt haben, sodass wir etwa 700 Euro an den WWF und der EVZ-Stiftung weitergeben können.
Text: Jakob Neisser (R9d) und Derya Vetter (J2)
Bilder: Anton Milhajenko und Maren Schorer (J2)
Abiturienten verschönern Kindergarten
Die Aktion begann für uns, Schüler der J2, um 15:30 Uhr in der Busschleife der Heimschule. Wir hatten bereits im Voraus festgelegt, welche Fahrgemeinschaft wir bilden würden und so fuhren wir um 16 Uhr gut gelaunt und voller Tatendrang nach Lahr. Die Spannung stieg unaufhörlich, bis dann endlich eine Stunde später unser Projekt enthüllt wurde: Unser Ziel sollte es sein, innerhalb der vorgegebenen 72 Stunden, eine Matschküche selbstständig zu entwerfen und zu bauen, sowie an die 20 bunte Bänke des Kindergartens St. Bartholomäus in Ettenheim zu renovieren. Was im ersten Moment als eine enorme Herausforderung wirkte, stellte sich letztendlich als genau das heraus, das wir uns als Gruppe gewünscht hatten.
Der erste Schritt war ein kurzer Besuch in der Kindertagesstätte zur Erkundung der aktuellen Lage und zum ersten Gespräch mit der Leiterin Frau Breig. Diese stellte sofort all ihre Hilfe zur Verfügung und so hatten wir kurz darauf einen genauen Plan, was es zu tun galt. Zurück an der Heimschule, in der wir die erste und dritte Nacht verbrachten, bildeten wir schnellstmöglich verschiedene Gruppen zur Erfüllung der Aufgaben, um noch am selben Abend mit dem Auseinanderschrauben der Bänke zu beginnen.
Der nächste Morgen begann sehr früh und noch vor Beginn des regulären Unterrichts machten wir uns an das Schleifen der Bänke und das weitere Planen der Matschküche, deren Hauptbestandteil, nämlich um die 30 Paletten, noch an diesem Morgen bei den Baumärkten abgeholt werden mussten. Der Freitag endete im Rahmen der 72 Stunden Aktion um 18 Uhr. Bis dahin waren die meisten Bänke gestrichen und bereits ein Teil der dreiteiligen Matschküche gebaut.
Streichen, Hämmern, Sägen und Fahren bildeten die Grundlage für den kommenden Samstag. Trotz kurzer Nächte waren alle noch immer hochmotiviert und so brachten wir es sogar fertig, innerhalb dieser 24 Stunden nicht nur die Matschküche und die Bänke fertigzustellen, sondern zudem noch ein Hochbeet zu bauen und schöne Hüpfspiele mit der restlichen Farbe auf den Spielboden des Kindergartens zu malen. Wir arbeiteten bis spät in die Nacht und fielen so später müde in unsere Betten, ob daheim oder erneut an der Schule.
Am Sonntag war es endlich soweit: Die Präsentation all unserer Mühe. Ein Absperrseil vor den Toren des Kindergartens ließ die neugierige Menge sich sammeln. Nachdem am Morgen die letzten Vorbereitungen aufs Fest getroffen worden waren, konnten nun auch wir mit Freude den nächsten Stunden entgegenblicken. Nach einer kurzen Rede durchschnitten wir das Seil und eröffneten die Erkundung des Kindergartens mit den neuen Utensilien. Des Weiteren hatte unsere Festgruppe schöne Spiele, Mandalas, Riesenseifenblasen und auch Schminke vorbereitet, sodass es niemandem langweilig wurde. Mit Kindergejubel und zufriedenen Gesichtern von sowohl Eltern, als auch uns Schülern selbst, ließen wir die 72 Stunden in Ruhe ausklingen.
Alles in Allem war diese Aktion, genauso wie vor sechs Jahren, ein reiner Erfolg. Abermals konnten wir viel dazulernen und erlebten diese Zeit als eine Bereicherung für Wissen und Sozialkompetenz. Es war nicht nur die Freude der Kinder, die uns so glücklich machte, sondern auch das Lob der Eltern und der eigene Stolz über diese geglückte Aktion. Hiermit wollen wir auch unseren Sponsoren danken, die es uns möglich machten, mit besonders wenig Geld etwas so Großes zu erreichen. Insbesondere der Schule gilt unser Dank, die uns Küchen, sowie einen Platz zum Schlafen bereitstellten und uns allen ein Mittagessen in der Mensa spendierte. Des Weiteren sind wir Frau Schleich, unserer damaligen Klassenlehrerin und jetzigen Tutorin, sehr dankbar dafür, dass sie erneut alles in die Wege geleitet hat und uns die gesamten 72 Stunden tatkräftig zur Seite stand.
Text und Bilder: Anais Amann
Lesen Sie auch den Beitrag zur 72-Stunden-Aktion im Dekanat Lahr, den die Badische Zeitung am 28. Mai 2019 veröffentlichte.