Weltweit demonstrieren junge Menschen für konsequentere Maßnahmen zum Klimaschutz. Selbstverständlich erreichte dieses Thema schon vor Monaten auch die Schülerinnen und Schüler der Heimschule St. Landolin. Angesichts des Leitbildes der Schule, die Jugendliche dazu erziehen möchte, Verantwortung für die Zukunft der Gesellschaft zu übernehmen und sich dabei auch für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, machte sich die Schulgemeinschaft auf die Suche, wie das Schulleben klima- und umweltfreundlicher gestaltet werden kann. Ein Schritt wurde am 1. Oktober mit einem Aktionstag zum Thema Fleischkonsum und Klima gemacht – ab diesem Datum wird die Schulmensa an einem Tag in der Woche ausschließlich vegetarische Speisen anbieten.
„Was hat mein Schnitzel mit dem Klimawandel zu tun?“ Unter dieser Leitfrage informierten sich alle Klassen am Morgen des 1. Oktober über die Bedeutung von Fleischproduktion und -konsum für den Klimawandel. Bereits auf dem Weg ins Klassenzimmer vorbei an der Mensa nahmen die meisten Schülerinnen und Schüler wahr, dass an diesem Tag etwas anders war: Ein Globus in der Mensa – dazu verschiedene Stellwände zum Thema Klimaschutz. Im Unterricht lieferten dann je nach Klassenstufe passende Infovideos oder Texte wichtige Fakten, etwa welche Folgen die Brandrodung von Wäldern zur Gewinnung von Weideland hat, und es gab Raum sich darüber auszutauschen. Ziel des Aktionstages war es, für die Gründe zu sensibilisieren, aus denen ab nun das Mensaangebot einmal in der Woche – an wechselnden Wochentagen – fleischfrei sein wird. An diesem Tag wurden zum Beispiel Rührei-Brötchen und Veggie-Burger anstelle von Fleischkäse und Schnitzel-Brötchen als Pausensnacks angeboten. Zum Mittagessen hatte das Küchenteam rund um Küchenleiter Uwe Zimmermann Gemüselasagne und Champignon-Risotto mit Gemüse und Trüffelsauce auf den Speiseplan gesetzt.
Die Änderung war ein zentrales Gesprächsthema des Tages und natürlich stellte sich auch einigen Schülerinnen und Schülern die typische Frage beim Abschied von liebgewonnenen Gewohnheiten: „Muss das wirklich sein?“ Ihnen konnte man sagen, dass tatsächlich die ganze Schulgemeinschaft an dieser Entscheidung mitgewirkt hatte. Die erste Idee entstand im vergangenen Schuljahr in der damaligen G6d. Angeregt von der „Fridays for future“-Bewegung diskutierte die Klasse mit ihrem Englischlehrer Carsten Ernst über Möglichkeiten, selbst etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Mit ihrer Idee eines fleischfreien Tages in der Mensa wendeten sie sich an die Welt-fair-Änderer-AG um Eugenia Escobar und Jens Müller – gemeinsam formulierten sie einen Antrag für die Schulkonferenz. Hier stellten die damaligen Sechstklässlerinnen und Sechstklässler ihr Konzept vor und gewannen die Vertreter der SMV, des Elternbeirates, der Lehrerschaft und die Schulleitung für ihr Anliegen. Auch Küchenchef Zimmermann steht hinter der Innovation und freut sich darauf, gemeinsam mit seinem Team die junge Kundschaft seiner Mensa nach und nach mit leckerer vegetarischer Küche vertraut zu machen.
Die Frage „Muss das wirklich sein?“ stellte sich die Heimschule St. Landolin auch an anderen Stellen des Schullebens und entschied sich für Änderungen: In der Mensa wird auf Plastikverpackungen und Einwegbecher am Kaffee-Automaten verzichtet, Massenstarts von Luftballons zu besonderen Ereignissen werden durch andere gemeinschaftsstiftende Aktionen ersetzt, und einwöchige Klassen- und Studienfahrten werden nicht länger mit dem Flugzeug unternommen. Selbstverständlich wurde über viele Maßnahmen kontrovers in den verschiedenen Gremien und Konferenzen diskutiert, letztlich aber setzte sich immer die Ansicht durch, dass es an der Zeit sei, selbst aktiv für den Klimaschutz zu werden und Zeichen der Veränderung zu setzen. Da fügt es sich ins Gesamtbild, dass derzeit das bestehende Heizkraftwerk auf dem Schulgelände, das die Heimschule und das benachbarte „Quartier am Ettenbach“ mit Wärme versorgt und schon bisher vornehmlich mit Holzhackschnitzeln betrieben wird, um eine Solarthermieanlage erweitert wird, um den Anteil der zur Spitzenlastabdeckung notwendigen Heizölkessel auf zwei bis drei Prozent zu verringern. So können 225 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr eingespart werden. Schulleiter Eberhard Pfister kommentiert: „Ich meine, dass wir mit all diesen Maßnahmen sicherlich nicht die ganze Welt retten, aber unsere Hauptaufgabe als Schule – die Bildung und Erziehung unserer Schülerinnen und Schüler – wahrnehmen, indem wir ihnen Vorbild für einen reflektierten Umgang mit der Schöpfung sind.“
Text und Bilder: Jakob Katzmann