Fragt man Schülerinnen und Schüler der Heimschule St. Landolin nach den Besonderheiten des Heimschulgeländes, dann landen sie immer unter den Top 3: die Kamerunschafe. Die Tiere ziehen in den Pausen ihre Fans zum Angucken und Streicheln an – und bekommt auch am Wochenende regelmäßig Besuch von Ettenheimer Familien. Da die Herde in den vergangenen Jahren immer größer wurde, wurde nun ein neuer Stall aufgestellt. So leistet die Heimschule St. Landolin auf ihrem Campus einen Beitrag zum Artenschutz, wofür sie bereits als offizielles Projekt der UN-Dekade „Biologische Vielfalt 2011-2020“ anerkannt ist.
Im Zentrum des von der UN ausgezeichneten Artenschutz Konzepts des Heimschulcampus steht die Bewirtschaftung der Wiesenflächen: Seit die Heimschule in den 1960er Jahren auf dem heutigen Gelände am Ortsrand von Ettenheim heimisch wurde, wurden bis 2003 alle Rasenflächen regelmäßig gemäht – und das Schnittgut sogleich abgesaugt, wodurch die Rasenflächen naturschutzfachlich entwertet wurden. Als man auf einigen Flächen seltene Orchideenarten entdeckte, wurden sowohl Mähplan als auch Mähtechnik umgestellt. „Einige Wiesen werden nun nur noch einmal im Jahr – nach der Orchideenblüte – gemäht“, erklärt der für die Umsetzung verantwortliche Hausmeister Walter Bing, „und zwar mit dem Balkenmäher, der die Tiere in der Wiese schont.“ Dadurch konnten sich auf diesen sogenannten Fettwiesen zahlreiche seltene Orchideenarten entwickeln, darunter das Weiße Waldvögelein, welches im Umland Ettenheims zuvor letztmalig im 19. Jahrhundert gemeldet worden war.
Da für den Artenschutz aber nicht nur Fettwiesen wichtig sind, sondern auch unbeschattete, magere Wiesen, die sowohl Wiesenblumen als auch thermophilen Insekten und Käfern einen wichtigen Lebensraum bieten, kamen 2009 die inzwischen so beliebten Kamerunschafe ins Spiel: Die Schafe weiden mitten auf dem Campus und pflegen als „natürliche Rasenmäher“ die kurzgehaltenen Wiesenflächen als natürlichen Lebensraum. So sind die Kamerunschafe ein zentraler Baustein der extensiven Grünlandwirtschaft auf dem Heimschulcampus. Darüber hinaus prägen sie das Bild des Heimschulgeländes inzwischen so, dass vor allem der mittlerweile verstorbene Bock Anton als inoffizielles Maskottchen der Schule gelten konnte.
Walter Bing erkennt hier eine pädagogische Funktion: „Das ist doch schön, wenn die Schüler hier in den Kontakt mit Tieren kommen. Und immer wieder sind es die ganz Unruhigen, die sich ganz anders zeigen, wenn man ihnen mal ein kleines Schaf auf den Arm gibt und anvertraut.“
Dass es den Tieren dabei gut geht, zeigt sich daran, dass die Herde in den vergangenen Jahren größer und größer wurde – und daher nun selbst einen neuen Stall brauchte. Hierbei wurde eine mobile Lösung gewählt, die von den Walter Bing und seinem Kollegen Christian Winterer aufgestellt wurde.
Text und Bilder: Jakob Katzmann