Heimschüler auf dem theologischen Gipfel

Beim Studientag an der Universität Freiburg zum Thema „Kann ich Christ(in) sein ohne Kirche?“ trafen sich Schülerinnen und Schüler aller Schulstiftungsschulen der Diözese Freiburg, um Vorträge von Professoren zu hören und mit Studierenden, Referendaren und gleichaltrigen Schülern ins Gespräch zu kommen. Wesentlich vorbereitet wurde der Tag von Schülern und Lehrern der Heimschule St. Landolin in Ettenheim.

Der Uni-Hörsaal war mit über 120 Schülerinnen und Schülern, ihren Lehrern, Freiburger Studierenden und Professoren der Universität komplett gefüllt. Die Aufregung war groß, denn einige mussten gleich zu Beginn beim Einführungsvortrag ihres Lehrers Daniel Kurz zum Mikrophon greifen und vor einer für sie ungewohnt großen Gruppe sprechen. Die Schülerinnen und Schüler des Neigungskurses Religion der Heimschule St. Landolin in Ettenheim hatten sich im Vorfeld nicht nur fachlich intensiv in das Thema eingearbeitet, sondern sowohl im eigenen Kurs als auch bei der Veranstaltung selbst Umfragen zum Thema „Kann ich Christ(in) ohne Kirche sein?“ durchgeführt. Die Ergebnisse und weitere thematische Impulse galt es nun im vollen Hörsaal vorzustellen.

Professor Hartmut Rupp referierte in seinen Vortrag „Kann ich Christ sein ohne Kirche?“ mit einem „eigentlich schon“, indem er auf die geäußerten Bedenken der Schülerinnen und Schüler einging. Im Laufe seiner Ausführungen differenzierte er diese Eingangsthese jedoch dahingehend, dass er konstatierte: Ich kann zwar Christ sein ohne diese konkrete Kirche, aber nicht ohne die Kirche Jesu Christi. Gemeint ist damit die „unsichtbare Kirche“, die Gottes Liebe zu den Menschen verwirklicht. So kann ich also kein Christ sein ohne Beziehung, denn Glaube habe ich nie aus mir selbst heraus und nie für mich allein.

Auch Professor Thomas Böhm gab aus der Sichtweise des Kirchenhistorikers zu bedenken, dass viele Strukturen der Kirche geschichtlich bedingt, dem Wandel unterworfen und damit auch immer wieder zu verändern seien. Es gab noch nie die Kirche, sodass schon immer unterschiedliche Modelle Christ zu sein existierten: Diese Vielfalt als Chance gilt es zu nutzen. Am Ende waren sich alle einig, dass Christsein immer etwas Persönliches und durch das Wirken des Heiligen Geistes im Einzelnen bestimmt ist. Dennoch braucht jeder Mensch Gemeinschaft, sei es zum Austausch oder zur Stärkung für den Alltag. Damit ist und bleibt die Frage für Lernende und Lehrer: Wie finde ich zu einer Spiritualität, die mich im Alltag trägt? Und wie lässt sich diese in zeitgemäßen Formen des Gottesdienstes konkretisieren?

Im facettenreichen und didaktisch durchdachten Programm, das Heimschullehrer Joachim Nebel arrangierte und organisierte, lernten die Schülerinnen und Schüler, was es heißt sich fundiert und differenziert mit einem aktuellen theologischen Problem auseinanderzusetzen. Eine Frage, die man vielleicht schnell mit „ja“ oder „nein“ beantworten kann, entpuppte sich als vielschichtige und bleibende theologische Baustelle.

 

Text und Bilder: Daniel Kurz