Exkursion: Neunte Klassen der Realschule in Natzweiler-Struthof

Am 30. Juni 2023 besuchten alle 9. Klassen der Realschule an der Heimschule St. Landolin das ehemalige Konzentrationslager im Elsass. Fidan Sik berichtet:

Im September 1940 entdeckten die Nationalsozialisten im annektierten Elsass unweit der Ortschaft Natzwiller(eingedeutscht Natzweiler) ein Vorkommen von rosa Granit. Der rosa Granit, der im KZ Natzweiler abgebaut wurde, war ein wichtiger Rohstoff für viele große Bauprojekte.

Die Häftlinge wurden gezwungen unter unmenschlichen Bedingungen in den Steinbrüchen zu arbeiten, um den Granit abzubauen. Der rosa Granit wurde für den Bau von vielen wichtigen Gebäuden, wie zum Beispiel der Reichskanzlei in Berlin verwendet.
Viele Häftlinge starben aufgrund der harten Arbeit und der schlechten Behandlung durch die Wachen. Die Nazis haben während des Holocausts eine Reihe von Gesetzen erlassen, die es den Wachen erlaubten, Häftlinge ohne Gerichtsverfahren oder Anklage zu erschießen. Die Gesetze wurden auch dazu verwendet, um Angst und Schrecken unter den Häftlingen zu verbreiten und sie zu kontrollieren.

Die Gefangenen in Natzweiler-Struthof waren vor allem politische Gegner. Zum Beispiel Sozialdemokraten, Kommunisten und Anarchisten aber auch Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Kriegsgefangene oder auch Widerstandskämpfer.
Die Häftlinge des KZ´s trugen gestreifte Häftlingskleidung und eine farbige Markierung auf ihrer Kleidung. Die Farbe der Markierung zeigte an, warum der Häftling verhaftet worden war. Z.B. trugen Homosexuelle eine rosa Markierung, während Juden eine gelbe Markierung trugen. Die Häftlinge wurden auch gezwungen, ihre Haare zu rasieren und hatten oft einen schlechten körperlichen Zustand aufgrund der Misshandlung und Folter im KZ. Viele starben auch an Hunger, Krankheiten oder wurden von den Wachen ermordet. Von 1941-1945 wurden 52.000 Deportierte mit über 30 unterschiedlichen Nationalitäten nach Natzweiler und in seine Außenlager verschleppt. 35.000 durchliefen nicht das Stammlager. Etwa 17.000 von ihnen kamen in Natzweiler um, davon 3.000 im Stammlager.

Von 1941-1944 wurden im Lager pseudomedizinische Versuche durchgeführt. Versuche zu den Sulfonamiden, Kampfgas (Senfgas und Phosgen) und Typus. Die medizinischen Experimente waren sehr grausam und brutal. Sie wurden von Nazi-Ärzten an Häftlingen durchgeführt, die gezwungen wurden, an ihnen teilzunehmen. Die Experimente waren unter anderem die Erprobung von Medikamenten, die Behandlungen von Verletzungen und Krankheiten und die Untersuchungen von Kriegsverletzungen. Viele der Experimente waren tödlich. Die Häftlinge starben aufgrund der Experimente oder ihrer Folgen. 

„Als ich später als Arzt eingesetzt wurde, konnte ich feststellen, dass die Bildung keine Rolle bei den Männern spielte, die zu Wilden wurden. Selbst Anwälte, Unterpräfekten und Ärzte benahmen sich schändlich, während es einfachen Menschen gelang, aufrecht zu bleiben und ihre Würde zu wahren.“
André Ragot, Häftlingsnummer 6163

Das Lager wurde 1945 von den Alliierten befreit und befindet sich heute in Frankreich. Es ist eine Gedenkstätte sowie ein Museum. Es gibt noch Überreste des Lagers, darunter Barracken, Wachtürme und das Krematorium. Der Besuch der Gedenkstätte war sehr eindrücklich und das Erinnern an diesem Ort für uns alle sehr bedrückend. Es ist wichtig sich an die Geschichte zu erinnern, um sicherzustellen, dass sich solche schrecklichen Ereignisse nie wiederholen.
Wir müssen aus dieser Zeit lernen, wie wichtig es ist, unsere Freiheit und Menschenrechte zu schützen und uns gegen Unterdrückung sowie Diskriminierung zu wehren.

 

Text und Bild: Fidan Sik