Am Mittwoch, den 24. Mai 2023, besuchte die Klasse R7e von Herrn Giesel und der Religionskurs der K2 von Frau Kurz die Stolperstein-Verlegung vor der Altdorfer Synagoge. Die Stolpersteine für Alice und Leopold Dreyfus wurden höchstpersönlich durch den Künstler Gunter Demnig gesetzt.
Mit dabei waren nahe Verwandte der Opfer, so zum Beispiel die beiden Enkel Evelin und Gerad Dreyfus. Tief bewegt über so viel Interesse berichtete die Enkelin Evelin über ihre Familie. Ihr Vater Siegmund wohnte einst im Haus bei der Synagoge. In der Reichspogromnacht, die sich in Ettenheim am 10. November 1938 ereignete, wurde ihr Großvater Leopold nach Dachau verschleppt. Dies war eine Warnung für die Familie und sie beschlossen, gemeinsam ins Elsass auszuwandern. Leider wurde dem Vater Leopold und seiner Tochter Alice die Ausreise verwehrt. Sie fielen dann beide dem Naziregime zum Opfer: Leopold verhungerte 1944 in Theresienstadt und Alice wurde 1943 in der Gaskammer in Auschwitz umgebracht.
Im anschließenden Gespräch in den neuen Räumen der ehemaligen Altdorfer Synagoge, die heute als Kunsthalle hergerichtet ist, durften die Schülerinnen und Schüler der Klasse R7e von Herrn Giesel Fragen an die anwesenden Familienmitglieder stellen. Sie erfuhren, wie es für sie war, zum ersten Mal in Deutschland einzureisen oder wie sehr sie das Schicksal ihrer Verwandten ein Leben lang beschäftigte.
Evelin Dreyfus freute sich über das Interesse der Schüler und beantwortete jede Frage. Für sie sei Altdorf ein Teil ihrer persönlichen Geschichte und trotz allem Furchtbaren, was ihrer Familie passiert ist, ein Stück Heimat. In Jugendzeiten hätte sie sich geweigert, Deutsch zu sprechen, jetzt sei sie versöhnter und möchte vor allem junge Menschen aufklären, denn: Auch heute gibt es noch Opfer von Diskriminierung.
In persönlichen Gesprächen konnten sich einige Schülerinnen und Schüler der K2 mit ihr und der Familie austauschen. Sie wurden dabei davon überzeugt, dass Familie Dreyfus nicht von Hass bestimmt ist, sondern durch liebevolle Erinnerung an ihre nächsten Verwandten vor allem auf junge Menschen zugehen und diese Anteil an ihrer Familiengeschichte nehmen lassen will. Für verantwortungsvolles Handeln in Gegenwart und Zukunft ist Kenntnis des Vergangenen, besonders im nahen Umfeld, von größter Wichtigkeit, denn: „Es ist Geschehen, vergiss es nicht, denn es kann wieder passieren“ (Evelin Dreyfus).
Text und Bilder: Christiane Kurz