Die Theater-AG der Heimschule St. Landolin spielte „Das Gespenst von Canterville“ nach Oscar Wilde
Normalerweise fürchtet sich der Mensch eher vor dem Unheimlichen und ganz besonders vor Gespenstern, bei dieser Erzählung von Oscar Wilde sieht es allerdings etwas anders aus. Hier muss sich das Gespenst in der Person des Sir Simon von Canterville (Abby König) vor den Menschen fürchten, nämlich vor den Streichen der frechen Zwillinge Bob (Johannes Vetter) und Ted (Sebastian Klein) der amerikanischen Familie Otis. Zudem könnte Sir Simon manchmal aus der Haut fahren, denn das amerikanische Ehepaar Mrs. und Mr. Otis (Lotta Wolf und Alwin Richard) und ihr altkluger Sohn Washington (Timm Osterhorn) zeigen so gar keine Furcht bei der Begegnung mit ihm. Das Paradoxon dieses Stückes führt somit natürlich zu jeder Menge Witz und Komik.
Die Theater-AG unter der Leitung von Sandrine Remmeau und Daniel Kurz brachte diesen Spielwitz in zwei sehr gut besuchten Aufführungen hervorragend auf die Bühne. Die Erzählung spielt in einem englischen Schloss, etwas gespenstisch und typisch britisch zieht Nebel auf. Auf der Bühne dominiert die Ahnengalerie: lebensgroße beleuchtete Bilder mit Ahnen, die immer wieder auferstehen und mitspielen – eine raffinierte choreographische Idee des Regieteams mit einem eindrucksvollen Bühnenbild (Bernhard Fehling mit der R7 und Franz Ostermann mit der G10).
Der Engländer Lord Canterville (Jakob Neisser) und seine Frau Lady Canterville (Chiara Bichler) wollen ihr Schloss samt Gespenst verkaufen. In der amerikanischen Familie Otis haben sie einen Käufer gefunden, der gerne auch ein Gespenst mitkauft. Eigentlich gibt es ja gar keine Gespenster und wenn doch, muss man auf jeden Fall keine Angst vor ihnen haben. Auch die ehemalige Haushälterin Mrs. Umney (Derya Vetter) und ihr Gatte James (Vincent Kahl) werden von den neuen Besitzern mit übernommen. Virginia (Emely Sterzer), die etwas nachdenkliche und zartfühlende Tochter der Familie Otis, merkt aber bald, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Eine rätselhafte Inschrift öffnet ihr die Augen und so schafft sie es, dem Gespenst endlich Ruhe und Frieden zu geben, indem sie ihm das Tor zum Tode öffnet.
Diese Inszenierung als Ergebnis einer hervorragenden Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Teams stellte eine beeindruckende Gemeinschaftsleistung dar. Das Publikum erlebte Vorstellungen mit erfrischender Spielfreude, mit geistreichem Wortwitz, einfallsreichen Texterweiterungen und vielen originellen bühnenwirksamen „special effects“.
Lesen Sie auch den Beitrag der Badischen Zeitung vom 15. März 2019.
Text: Birgit Walz
Bilder: Christiane Kurz