Grenzen erweitern…
das war es, was die CERN-Exkursion 2018 (AG-Begabtenförderung und der Bühler‘sche Physikkurs) – wie die Jahre zuvor – wieder in vielerlei Hinsicht schaffte.
An immer höheren Bergen vorbeiziehend, schob sich unser Bus langsam aber sicher nach fünf Stunden Fahrt ein Hochtal in den französischen Alpen entlang, bis schließlich die ersten Berghäuser Samoëns vor uns auftauchten. In diesem verschlafenen Bergdorf nahe des Mont-Blanc-Massivs lag, wie die letzten Male zuvor, unsere Selbstversorgerunterkunft, die einem sofort das Gefühl gibt, zuhause zu sein. Mit uns gereist waren Unmengen an Obst, Milch, Joghurt sowie mehrere Paletten Basilikum, mit denen Herr Bühler sofort begann, sein legendäres Pesto zu zaubern. Auch die folgenden Tage sollten wir dank Herrn Bühler kulinarisch nie zu kurz kommen… Kartoffelpuffer, Käsespätzle und Chili con/sin Carne waren nach anstrengendem Denk- und Bergsport immer willkommen. Den Abend nutzen wir, die viele von uns eine anstrengende Woche mit Kommunikationsprüfungen und Arbeiten hinter uns hatten, zum Entspannen.
Mehrere Vorträge und Mathieu Kaltschmidt, ehemaliges Mitglied der AG, halfen uns dann einige der komplexen Vorgänge, die am CERN abliefen – wenigstens ein kleines bisschen – zu verstehen. Mathieu, der uns bereits im Vorfeld bei einem Vortrag mit Wissen aus seinem Physik-Studium bombardiert hatte, beantwortete uns gerne und mit Leichtigkeit alle unsere Fragen zur Teilchenphysik. Neben ihm begleiteten uns dieses Jahr viele ehemalige AG-Schüler, ein Beweis dafür, dass die CERN-Fahrt längst mehr als bloß irgendein Schulausflug geworden ist.
Dienstagmorgens wurden wir dann viel zu früh aus den Federn geworfen, um bei mittelmäßiger Wettervorhersage unsere „Wanderung“ anzutreten: Vorneheraus ein enthusiastischer Herr Jülich mit unbremsbarer Vorfreude auf den Berg, hintendrein eine etwas skeptischere Schülergruppe. Zwanzig mehr oder weniger steinige Kilometer legten wir durch alpines Gelände zurück. Schneefelder, Wasserfälle, vereiste Bergseen und einsame Berghütten lagen auf unserem Weg. Apropos Berghütte: Vielleicht hätten wir uns doch Gedanken machen sollen, als die Hüttenwartin unser Vorhaben mit einem stillen Kopfschütteln quittierte… Auf 2281m angelangt, war an Umkehren jedoch nicht mehr zu denken. Jetzt wollten wir alle ins Ziel, davon konnten uns dann auch mehrere Stunden Dauerregen und vollkommen durchnässte Kleider nicht mehr abhalten. Dreizehn lange Stunden später sahen wir – endlich – unseren Busfahrer auf dem Wanderparkplatz stehen. In diesem Augenblick muss es manchen von uns so vorgekommen sein, als stünde der Messias höchstpersönlich da…
Der zweite Höhepunkt der Fahrt war der Besuch des CERN, wo uns Klaus Bätzner, selbst einst Physiker am Kernforschungszentrum, empfing und uns aus erster Hand über die Geschichte des CERN, die Arbeit dort und die faszinierende Physik dahinter informierte, nicht ohne uns, wie die letzten Jahre, mit seiner exotischen Alternativhypothese zur dunklen Materie zu verwirren. Dank seines leidenschaftlichen Vortrags hatten wir das Gefühl, ganz nah am „Kern“ der Sache zu sein.
So wie das CERN mit seiner Forschung die Grenzen der Experimentalphysik erweitert, überwanden viele von uns durch Herr Jülichs Wanderung unsere (mentalen) Grenzen und dank des Besuchs des CERN die Grenzen unseres Wissens. Nicht zuletzt sprengte diese CERN-Fahrt wie immer die Idee dessen, was man sich unter einem Schulausflug ausmalt. Auch wenn wir bereits ein Jahr lang zusammen die AG besuchten, war die CERN-Fahrt wohl für alle von uns ein verbindendes Ereignis, wofür wir Herrn Jülich und Herrn Bühler gemeinsam von ganzem Herzen danken!
Text: Marc Loewer