Alles hat seine Zeit. Anknüpfend an den Gedanken, der im Prediger-Buch des Alten Testaments entfaltet wird, stand im Gottesdienst zur Abiturfeier, den der Religion-Neigungskurs mit der Lehrerin Mirjam Gronbach vorbereitet hatte, ein Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Mittelpunkt. Im Laufe des Abends erhielten dann 130 Abiturientinnen und Abiturienten des Allgemeinbildenden und Beruflichen Gymnasiums ihre Zeugnisse und feierten mit zahlreichen Gästen den erfolgreichen Abschluss der Schulzeit.
Zur feierlichen Übergabe der Abiturzeugnisse konnte das Moderatoren-Gespann der Abiturienten Sorah Reinbold und Niklas Schäuble neben ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, ihren Familien, den Lehrerinnen und Lehrern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Heimschule St. Landolin auch einige Ehrengäste begrüßen. Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz überbrachte im Namen der Stadt Glückwünsche. Neben der Aussicht auf vielfältige Studienmöglichkeiten und einen Arbeitsmarkt, der junge Menschen braucht, machte er auch Mut zum Engagement in Gesellschaft und Politik: „Es braucht euch.“ Anna Strickfaden und Niklas Schäuble, die beide das Abitur mit der Note 1,0 ablegten, überreichte Metz die Preise der Stadt Ettenheim. Dr. Martina Kruse und Daniel Kurz zeichneten gemeinsam als Vorsitzende des Freundeskreises die Schülerinnen und Schüler, die sich besonders um die Schulgemeinschaft verdient gemacht hatten, mit Landolinusanerkennungen und -preisen aus. Insbesondere langjähriges Engagement im Schulsanitätsdienst, in den Musikensembles, der SMV und bei der Organisation der Studienfahrt wurden gewürdigt. Dr. Kruse betonte dabei besonders, dass dieser Jahrgang zwei Oberstufenjahre unter Pandemiebedingungen absolvieren musste: „Ihr habt Ausdauer, Stärke und Integrität gezeigt.“
Schulleiter Eberhard Pfister nahm das Abi-Motto „Kniet nieder vor den Goethern“ zum Anlass, um über zwei Fragen nachzudenken: Wer sind Götter? Und vor wem beugen wir unsere Knie? Als Schulleiter der Heimschule als christlicher Schule lautete seine Antwort an die jungen Menschen, die die Schule nun verlassen: Beugt eure Knie vor gar niemandem. Gottes liebevolle Botschaft an seine Kinder laute: Steh auf! Ideologien und Institutionen, wie mitunter auch die Kirche, machten sich falsche Demut zunutze, um Macht zu missbrauchen. Wenn aber Mächtige nicht zum „Steh auf!“ ermutigten, dann stimme etwas nicht.
Eric Bastian sprach als Vertreter des Abiturjahrgangs und zeigte in seiner an Tipps aus dem Internet orientierten Rede, dass er auch im Rhetorikunterricht der vergangenen Jahre aufgepasst hatte. Kurzweilig verband er persönliche Anekdoten und Botschaften mit teilweise durchaus kritischen Kommentaren und spannte doch den Bogen zu seinem Gesamteindruck der Schulzeit. In dieser sei an der Heimschule eine Gemeinschaft entstanden, in der jeder seinen Platz gefunden habe. Und so dankte er seinen Mitschülerinnen und Mitschülern, dem Lehrerkollegium und der Schulleitung sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schule für die Unterstützung der vergangenen Jahre.
So war es ein passender und stimmungsvoller Abschluss des Festprogramms nach der Übergabe der Zeugnisse, dass – nachdem die Abiband den Abend musikalisch gestaltet hatte – zum Abschluss alle Abiturientinnen und Abiturienten gemeinsam von der Bühne „Time of my life“ sangen. Anschließend wurde angestoßen und gefeiert – alles zu seiner Zeit.
Die Absolventinnen und Absolventen des Allgemeinbildenden Gymnasiums
Die Absolventinnen und Absolventen des Beruflichen Gymnasiums
Die letzten Stolzen unseres Internates
Mit etwas Wehmut gratulierten Erzieherin Katharina Streck und Erzieher Franz-Georg Goletzko ihren letzten drei Internatlerinnen zu ihrem erfolgreich bestandenen Abitur. So erhielten Kim Eckenberger, Charlene Bardouille und Inara Alferi mit Stolz, kurz vor der Schließung des Internates, ihre Abiturzeugnisse. Für uns alle endet hiermit eine lange Ära.
Letztendlich hat die Heimschule ihren Namen dem Internat zu verdanken. Hier wurden über viele Jahre hinweg unzähligen Realschülern und Gymnasiasten, Spätaussiedlern und aus Krisengebieten geflüchteten Jugendlichen ihre Abschlüsse ermöglicht. Dabei entstanden zahlreiche Freundschaften und Bindungen. Durch eine familiäre Struktur und durch gelungene Unterstützung wurde das Gefühl für Zusammenarbeit, Selbständigkeit und das Schließen fester Bande und Zuverlässigkeit erworben. Mit einem lachenden Auge blicken wir, die auf dem Foto gezeigten Schülerinnen und Erzieher, stellvertretend für alle Ehemaligen dankbar in eine hoffnungsvolle Zukunft. Mit einem weinenden Auge nehmen wir Abschied vom Internat, den aus den 60er Jahren stammenden alten, nie sanierten und dennoch lieb gewonnenen, maroden Gebäuden. Wir nehmen Abschied von den Spiel- und Sportstätten und dem riesigen Gelände. Wir nehmen Abschied von den Mitarbeitern, die mit ganzem Herzen ihren Beruf zur Berufung gemacht haben. Angefangen von den Reinigungskräften, Gärtnern, Hausmeistern, Köchen, Küchenfrauen, Sekretärinnen, den Verwaltungskräften und Leitungen, Zivis und Praktikantinnen, Seelsorgern, Lehrkräften, bis hin zu den Erzieherinnen und Erziehern und allen Schülerinnen und Schülern, die uns lange Zeit begleitet haben danken wir von ganzem Herzen für eine großartige Zeit.
Text: Jakob Katzmann
Text Internat: Kim Eckenberger und Franz-Georg Goletzko
Bilder: Jens Müller