50 Jahre Heimschule St. Landolin in Ettenheim: Ein Tag der Begegnung mit Erzbischof Stephan Burger

Die Vorläufereinrichtung der Heimschule St. Landolin, die 1920 von den Lehrbrüdern der Elsässischen Kongregation der Christlichen Lehre aus Matzenheim (Frères de la Doctrine Chrétienne) gegründete Klosterschule mit Internat in Ettenheimmünster, wurde 1967 in die Trägerschaft des Erzbistums Freiburg übernommen.

img_2242_0.jpgDamit verbunden war ein Standortwechsel nach Ettenheim, weil hier genügend Raum für ein großes Schulzentrum war. Am heutigen Schulstandort wurde im September 1967 mit anfangs 239 Schülern der Schul- und Internatsbetrieb aufgenommen.

Dieses Ereignis jährte sich nun zum 50. Mal. Zum Festtag am 5. Oktober 2017 besuchte Erzbischof Stephan Burger unsere Schule. Ausdrücklich hatte dieser sich keinen prunkvollen Festakt, sondern einen Tag der Begegnung gewünscht. So empfingen die Leitungen von Gymnasium, Realschule und Internat an der Heimschule St. Landolin Erzbischof Burger. Schülerinnen und Schüler selbst stellten ihm in Rundgängen durch die Schule bzw. das Internat ihren Alltag an der Heimschule St. Landolin vor.

 

Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe

Im Laufe des Schulvormittags versammelten sich acht Kurse katholische und evangelische Religionskurse der Oberstufe zu einer Diskussionsrunde mit Erzbischof Burger. Die Schüler hatten sich im Unterricht mit unterschiedlichen Themen befasst und dazu Statements und Fragen formuliert. An Stehtischen, die im Raum verteilt waren, trafen sich die Schülerinnen und Schüler nun mit dem Erzbischof, um eine thematisch breit gefächerte Diskussion zu führen.

Es ging um das katholische Wahrheitsverständnis, eine zeitgemäße Gestaltung der Gottesdienste, Ökumene und auch um brisante Themen, wie Kirche und Homosexualität oder den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Sehr engagiert hakten die Schüler auch nach in Bezug auf die Stellung der Frau in der Kirche: Ist es in einer emanzipierten Gesellschaft möglich, Frauen den Zugang zum Priesteramt zu verwehren? Wie hätte Jesus gedacht?

Der Erzbischof argumentierte konsequent aus der kirchlichen Tradition, auch wenn er einräumte, dass Kirche immer reformbedürftig sei. Er bezeichnete die Kirche als seine Familie, in die er hineingewachsen sei und für die er stehe. Als Bischof sehe er sich verantwortlich für diese Kirche, die er aber nicht als „seine“, sondern als Kirche Jesu Christi sehe.

Die Schüler lernten einen Menschen kennen, der überzeugt ist vom katholischen Glauben und seine Beziehung zu Jesus Christus als essentiell sieht. Dies drücke er durch tägliches Gebet und Feier der Eucharistie aus und so könne er die Fragen auch nur aus der Glaubensperspektive heraus beantworten.

Diese überzeugte Nachfolge Christi zu erleben, war für die Schüler spannend; andererseits wurde auch ein Diskussionsbedarf für die Kurse deutlich, etwa bei den Fragen, ob man sich nun mit dem trennenden katholischen Abendmahlverständnis oder der Situation der Frau in der Kirche abfinden müsse oder ob es auch andere – zeitgemäßere – Wege gibt.

img_2306_0.jpgGottesdienst zur Landolinswanderung der 5. Klassen in Ettenheimmünster

Die fünften Klassen der Realschule und des Gymnasiums machten sich an diesem Morgen gemeinsam auf die Landolinswanderung nach Ettenheimmünster, die traditionell für die neuen Schülerinnen und Schüler am Anfang ihres Weges an der Heimschule St. Landolin steht. In diesem Jahr feierte Erzbischof Burger dort einen Wortgottesdienst mit ihnen. In seiner Predigt verband er für die Schüler leicht verständlich das Evangelium von Jesus am Jakobsbrunnen mit der Geschichte des Heiligen Landelin, der hier erschlagen wurde und an dessen Todesstelle vier Quellen entsprangen: „Den Durst nach innerer Zufriedenheit tragen wir alle in unserem Herzen, den Durst nach Liebe will Jesus stillen.“ So wie Wasser etwas Kostbares sei, so müsse man auch mit Mitmenschen und Mitschülern sorgsam umgehen: „Auch in der Schule können wir anderen helfen – bei den Hausaufgaben oder wenn sie traurig sind. Wir können den Durst bei anderen löschen.“ Zur Erinnerung an diesen Tag erhielten die Schüler ein kleines Fläschchen mit Wasser aus der Landelin-Quelle direkt an der Kirche und der Losung „Jesus – die Quelle lebendigen Wassers“.

Gespräch mit dem Lehrerkollegium

Nach einem gemeinsamen Mittagessen versammelte sich das Lehrerkollegium zum Gespräch mit Erzbischof Burger. Zu Beginn machte dieser deutlich, dass er die Lehrerinnen und Lehrer der Heimschule St. Landolin als wichtige Botschafter der Kirche sehe. Sie seien es, die den Schülerinnen und Schülern als authentische Vorbilder für eine positive Haltung zum Glauben dienen könnten, sie seien es, die in Zeiten schwindender Bindekraft von Kirchengemeinden zu wichtigen Ansprechpartnern für junge Menschen in Glaubens- und Lebensfragen würden.

Unter der Moderation von Religionslehrer Daniel Gaschick wurden im Podiumsgespräch Fragen zu den Themenfeldern „Schule“, „Lehrer-Sein“ und „Lehre“ diskutiert. Zum Jubiläum stand hierbei nicht der Blick zurück, sondern eher brennende Fragen der Gegenwart und Zukunft im Mittelpunkt: Welche Freiheiten sollte sich eine katholische Schule nehmen, um im staatlichen Schulsystem ihr christliches Profil deutlich zu machen? Inwiefern wird sich auch das Arbeitsrecht der katholischen Kirche den sich verändernden Bedingungen unserer Zeit anpassen – und eine größere Vielfalt an Lebensmodellen für Lehrerinnen und Lehrer zulassen? Wie steht es um Positionen der katholischen Kirche – etwa in der Haltung zu Homosexualität – , die von der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler weit entfernt sind?

Wie bereits in der Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern zeigte sich Erzbischof Burger auch hier als meinungsstark, indem er dafür eintrat, dass eine katholische Schule – gerade im Sinne eines deutlichen Profils – für Werte der katholischen Kirche eintreten solle. Nichtsdestotrotz sei es eine wichtige Aufgabe, vor Ort auch nach neuen Wegen und Strukturen zu suchen, um junge Menschen mit der Botschaft Jesu Christi bekannt zu machen. Hierbei habe er bei seinem Besuch die Heimschule St. Landolin als eine Gemeinschaft erlebt, die miteinander im Gespräch sei. In diesem Sinne bedankte sich Erzbischof Burger für diesen Tag der Begegnung und die tägliche Arbeit an unserer Schule – auch wenn kein Raum dafür war, mit allen Teilen der Schulgemeinschaft ins Gespräch zu kommen.

 

Text: Daniel Kurz, Steffen Reich, Jakob Katzmann

Bilder: Birgit Walz, Florian Leibl