Ein Weg und sein Ziel: Rad-Pilgerreise nach Taizé

Da standen wir also sonntagnachmittags in irgendeinem französischen Dorf in der glühenden Mittagssonne. Wir waren dabei, uns endlich der ersten Etappe der Fahrt zu stellen. Welche Fahrt? Neun Schüler legten zusammen mit Herrn Küchle und Frau Veith einen Teil der Strecke von Ettenheim nach Taizé mit dem Rad zurück.

Doch eines gehört doch zu jeder guten Radtour dazu, oder? Genau – Pannen. Nachdem Herr Küchle mit seiner riesigen Reparaturtasche der unfreiwilligen Pause bei Kilometer 0 ein Ende gesetzt hatte, gab es jedoch kein Zurück mehr. Und so gelangten wir recht schnell an den Doubs, den Fluss der uns den Großteil unserer Strecke begleiten würde. Mit viel Motivation und guter Laune erreichten wir unser erstes Etappenziel Besançon auch schneller als gedacht. So blieb genügend Zeit, die „grünste Stadt Frankreichs“ zu erkunden und vor allem unsere Kalorienbilanz zu korrigieren. Der zweite Tag, der uns wieder 55 Kilometer abverlangte, machte uns dabei aber noch mit seiner Bullenhitze zu schaffen, sodass wir verschwitzt und erschöpft in Dôle ankamen. Ein gemeinsamer Abend mit Pizza, Musik und guter Laune sorgte dann für ein schönes Ende des Tages. Da am folgenden Tag unsere längste Etappe über 85 km auf uns wartete, waren wir schon recht früh im Bett und konnten am nächsten Morgen mit einem guten Frühstück gestärkt starten. Im Gänsemarsch, Reifen an Reifen fuhren wir lange Strecken auf französischen Landstraßen. Lediglich gelegentliche Vollbremsungen mit kleinen Karambolagen hielten uns auf und so ließen wir schnell viele Kilometer hinter uns. Auch wenn Teile der Gruppe zeitweise auf Abwegen waren, trafen wir uns letztendlich wieder, um unter der glühenden Sonne Burgunds die letzten 30 Kilometer nach Chalôn hinter uns zu bringen. Das letzte Teilstück legten wir, nachdem sich das Feld an den vorherigen Tagen doch des Öfteren auseinandergezogen hatte, gemeinschaftlich im Pulk zurück. So konnte uns auch der letzte steile Anstieg des Bergs nicht mehr aufhalten und nach vier Tagen erreichten wir glücklich das Ziel unserer Pilger-Radreise: Taizé. Dort trafen wir dann auch auf die zweite Gruppe unserer Schule, begleitet von Herrn Berger und Frau Gronbach, die die Anfahrt mit dem Bus zurückgelegt hatte. Gemeinsam verbrachten wir eine Zeit geprägt von Austausch über unseren persönlichen Glauben mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen und damit verbundenen regelmäßigen, gemeinsamen Gebeten und Gesängen.

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Auch wenn Taizé letztlich unser großes Ziel war, dem wir entgegenfieberten, erkannten wir aber auch, dass unser gesamter Weg mit allen schönen und anstrengenden Strecken, Erlebnissen und Erfahrungen bereits ein Ziel der Reise war. Doch unsere Lehrerin betonte auch, dass der Weg ein Ziel hat und es daher wichtig sei, immer beides im Kopf zu haben. Den Weg und das Ziel zu schätzen, im Moment zu leben und gleichzeitig auf etwas hinzuarbeiten, das ist eine Einladung und Herausforderung, die wir von dieser Fahrt für unseren (Schul-) Alltag mitnehmen können.

 

Text: Marc Loewer, Tabea Veith

Bilder: Tabea Veith, Mirjam Gronbach