Theater-AG wirft mit Brecht große Fragen auf

Kann ein Mensch gut sein und gleichzeitig ein menschenwürdiges Dasein führen?

Die Theater-AG der Heimschule St.Landolin zeigt an zwei Abenden vor großer Zuschauerzahl Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“

Vor minimalistischer Kulisse und in kurzen Szenen-Sequenzen sind die Schülerinnen und Schüler der Schauspielgruppe unter der Leitung von Christoph Heizmann und Sandrine Remmeau dieser großen Frage der Welt nachgegangen.

img_1743_0.jpgDas Stück spielt in der chinesischen Provinz Sezuan, wohin drei Götter gekommen sind (gespielt von Goar Gäßler, Jasmin Göhr, Laines Wickert), um zu beweisen, dass es auf der Erde auch gute Menschen gibt. Dabei treffen sie auf den Wasserverkäufer Wang (Frank Leutloff), der ihnen ein Quartier suchen will. Vorerst erfolglos, findet er schließlich die Prostituierte ShenTe (Emma Paleit), welche die Götter aufnimmt, sich selbst aber dabei in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Ein kleiner Tabakladen soll ihr aus der Notlage helfen, doch in ihrer grenzenlosen Güte steht sie schon bald wieder vor dem wirtschaftlichen Ruin. Alle wollen etwas abhaben vom „Kuchen“, sei es der arbeitslose Barbier (Alwin Richard), die Hausbesitzerin Mi Tzü (Lena Messerschmidt) oder die vierköpfige Familie, die bei ihr Unterschlupf sucht. Auch ihre Liebe zu dem arbeitslosen Flieger Yang Sun (Roman Singler) bringt sie abermals an den Rand ihrer Existenz.

Als ihre Not unüberwindbar groß scheint, erfindet sie die Rolle ihres geschäftstüchtigen und hartherzigen Vetters Shui Ta (Anais Amann), hinter dessen Maske sie ihre Interessen durchzusetzen versucht.

Schließlich wird sie in ihrer Doppelrolle überführt und muss sich für ihr Tun vor den Göttern rechtfertigen. So heißt es bei Brecht: „Euer einstiger Befehl, gut zu sein, und doch zu leben, zerriss mich wie ein Blitz in zwei Hälften… Gut sein zu anderen und zu mir konnte ich nicht gleichzeitig. Ach eure Welt ist schwierig!“

Sezuan steht stellvertretend für alle Orte, an denen Menschen von anderen Menschen ausgebeutet werden. Die Doppelrolle der Shen Te ist somit Ausdruck des Konflikts, dem sich der Mensch in seinem jeweiligen Bereich zu stellen hat. Dass Brechts Drama nicht in erster Linie der Unterhaltung dient und anstatt Antworten zu liefern, Fragen aufwerfen will, wurde hier überzeugend bewiesen.

Für Christoph Heizmann geht mit dieser Aufführung eine Ära zu Ende. 39 Aufführungen in 31 Jahren waren es, wofür er von Seiten der Schulleitungen große Anerkennung erfuhr. Gesamtleiter Eberhard Pfister würdigte, dass Christoph Heizmann nicht nur Stücke geprobt habe, sondern auch zahllosen Schülerinnen und Schülern Gelegenheit gegeben habe, sich selbst zu erproben. Dies sei von unschätzbarem Wert für die persönliche Entwicklung – und somit ein wichtiger Baustein im Selbstverständnis der Schule. Realschulrektorin Ulrike Hugel erinnerte dabei an die gemeinsamen Anfänge der Theater-AG, das Herzblut, die Ideen und die Inspiration für viele junge Menschen. Die Schülerinnen und Schüler brachten schließlich den Dank an ihren Lehrer auf vielfältige Weise zum Ausdruck; eine ganz besondere Freude war hier der Besuch vieler ehemaliger Theaterschüler. Sie allesamt, sowie das Publikum drückten in lang anhaltendem Applaus ihre Dankbarkeit für viele wunderbare Theaterstunden aus.

 

Text: Silvia Löwer-Spitz

Bilder: Birgit Walz