„Wir waren gestern noch spazieren – in Frankreich!“ Begeistert berichtete so eine polnische Gastschülerin von ihrem ersten Nachmittag in ihrer Gastfamilie, die am Kaiserstuhl wohnt. Eine Woche lang war eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus dem polnischen Kleszczów zu Gast bei Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen und der Oberstufe am Gymnasium der Heimschule St. Landolin. Und die kleine Anekdote verdeutlicht, was dabei im Mittelpunkt stand: Das Überschreiten von Grenzen – und zwar möglichst spazierend.
Am Auftakt der Woche daher auch möglichst viel gemeinsame Aktivität der jeweils 15 polnischen und deutschen Schülerinnen und Schüler, um schnell ins Gespräch zu kommen – auf Deutsch, Polnisch, Englisch oder mit Händen und Füßen: Im Mittelpunkt des Vormittages, in der alle den Unterricht besuchten, stand eine gemeinsame Stunde, die Musiklehrer Werner Wittstock und Geschichtslehrer Martin Kollefrath leiteten. Was wissen wir eigentlich über unsere europäischen Nachbarn? Was sind wichtige Städte – und wo liegen sie? Wer sind bedeutende Persönlichkeiten? Was sollte man über die Kultur von Polen und Deutschen wissen? Und kann man eigentlich schnell ein paar Worte Deutsch oder Polnisch lernen? Ja, vor allem, wenn man es singend tut… Um Ettenheim und Umgebung etwas kennenzulernen, wanderten am Nachmittag alle gemeinsam nach einer kleinen Stadtführung auf den Heubergturm und ließen den Abend beim gemeinsamen Grillen und am Lagerfeuer ausklingen.
Für die folgenden Tage hatte der Organisator des Austauschs Martin Kollefrath ein vielseitiges Ausflugprogramm zusammengestellt: In Heidelberg wurden die Universität, die Stadt und selbstverständlich das Schloss besichtigt. In Straßburg stand ein gemeinsamer Besuch des Europaparlaments und der historischen Altstadt rund um das Münster auf dem Programm. Und die Attraktionen des Europaparks, die vom Heubergturm schon zu sehen waren, konnten auch alle selbst einmal ausprobieren. So wurde es mehr und mehr zu einer Woche des gemeinsamen Nachdenkens und Austauschs: Was wollt ihr eigentlich nach der Schule machen - eventuell in Deutschland studieren? Wer vertritt eigentlich mein Land im Europaparlament? Und wie geht es mit der europäischen Zusammenarbeit weiter?
Neben diesem gemeinsamen Programm nutzten die Schülerinnen und Schüler der Heimschule die Möglichkeit, ihre persönlichen Lieblingsorte und Hobbys zu zeigen: Shoppen in Freiburg, Wandern im Schwarzwald – oder eben Spazieren in Frankreich. Für die 15 deutschen Schülerinnen und Schüler beginnt damit das Warten auf den Beginn des kommenden Schuljahres: Dann reisen sie für eine Woche nach Polen und sie können sich dann erinnern: Willkommen heißt Witamy!
Text: Jakob Katzmann
Bilder: Martin Kollefrath, Jakob Katzmann