Jury der Schulgarteninitiative nimmt den Schulgarten in Augenschein

Eine amtliche Kommentierung durch die besichtigende Kommission war laut Protokoll nach dem intensiven Rundgang durch den Schulgarten der Heimschule St. Landolin nicht vorgesehen – dieses Lob ließ sich Landschaftsarchitekt Roman Knorr als Beauftragter des Regierungspräsidiums gegenüber der Presse dann aber doch entlocken: „Dieser Schulgarten zeichnet sich durch eine hohe Vielfalt aus. Man erkennt, dass seine Konzeption aus dem Inneren heraus entwickelt ist.“

Der Schulgarten der Heimschule, nordöstlich der Heimschulkapelle auf dem Gebiet früherer Internatsgebäude gelegen, ist rund 100 Quadratmeter groß. Betreut wird er von einer eigens eingerichteten Schulgarten-AG unter Leitung der Lehrerinnen Sabine Matt-Schrempp, Lisa Sommer und Marion Bäumle. Knapp zwanzig Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen und aus allen Schularten gehören dem Gartenteam an, das sich wöchentlich freitagnachmittags zwei Unterrichtsstunden trifft. Schon seit langem hat sich die Schule wie 45 andere Schulen im Regierungsbezirk und 120 im ganzen Bundesland der amtlichen Schulgarten-Initiative angeschlossen  und in der Vergangenheit schon mehrfach Auszeichnungen für ihre Arbeit erhalten. 

Beim Rundgang durch den abwechslungsreich gestalteten Garten ist all das gut nachvollziehbar. Auf verschiedenen Geländeniveaus laden die einzelnen Beete zu einer regelrechten Entdeckungsreise ein. Die Vielfalt der herkömmlichen, wie auch vieler seltenerer Obst-, Gemüse- oder Kräuterpflanzen entlocken beim nachmittäglichen Rundgang auf den gepflegt mit Holzschnitzeln belegten Gartenwegen auch den vier Kommissionsmitgliedern immer wieder Überraschungskommentare . Natürlich, möchte man fast sagen, gibt es eine Kräuterspirale; Hochbeete sind teilweise mit Sandstein-Bruch gebaut; die Tröpfchenbewässerung ist wohl durchdacht. Natürlich springt der Kommission die südamerikanische Anbautechnik Milpabeet ins Auge, das man sonst eigentlich von den Mayas kennt. Und Simon, dessen langjähriges AG-Engagement durch sein derzeitiges Abitur nunmehr in den Endzügen liegt, gibt gerne Auskunft, warum da an fachgerechten Gerüsten auf seine Initiative hin Hopfen in den Schulgarten der Heimschule gelangt.

Es gibt schier nichts, was es hier im Heimschulgarten nicht gibt. Artischocken, Speisetrauben, Beinwell, Auberginen, Salate, Ruccola, Basilikum, Minze, Thymian, Rhabarber, Kiwi, Kartoffeln,  Beeren aller Art, Bäume, die Früchte tragen. Rote Beete, Mangold, Erbsen, Kohlrabi, Paprika, Reineclauden, Wildrosen – schier unerschöpflich wirken die Pfründe des Schulgarten, in dem sich, wie Sabine Matt-Schrempp erwähnt, immer wieder auch die Schulküche der Heimschule bedient. Und die nächsten Vorhaben haben sich längst in den Köpfen der AG-Mitglieder festgezurrt: Honigbienen zum Beispiel.

Was der Volksmund in das geflügelte Wort fasst: „Von nichts, kommt nichts“, wird allerdings auch bei diesem Rundgang deutlich. Die verantwortlichen Lehrerinnen nehmen immer mal wieder an Praxis-Workshops und Fachseminaren teil; bei vielen der Schülerinnen und Schüler wird deutlich, dass für sie das Interesse an  Gartenarbeit nicht an der Schul(garten)türe endet.  Dass Mara, die in der Nähe der Heimschule wohnt, den Schulgarten auch in den Ferien „versorgt“ – ganz gewiss keine Selbstverständlichkeit!

Die Experten in der Kommission können den Gartenfreaks hier und da wertvolle Tipps geben: beim Freilegen von Übergangsbereichen zwischen Wurzeln und Stamm; beim Schnitt von Gehölzen, um den Ertrag zu optimieren; bei hilfreicher oder aber nachteiliger Nachbarschaft von Pflanzen. Immer wieder hört man aus dem AG-Team: „O ja, das ist eine gute Idee. Das werden wir gerne befolgen, probieren.“ 

Und zum Schluss kann die AG dann auch noch mit einer Neuerung gegenüber früheren Kommissionsbesuchen aufwarten. Dank finanzieller Unterstützung durch  die Schulstiftung Baden-Württemberg und mit tatkräftiger Hilfe von Eltern und auch ehemaliger AG-Teilnehmer wurde ein schmuckes Gartenhäuschen errichtet, in dem man nun die Fachliteratur ebenso deponiert wie Gartengeräte oder Saatgut – und in das sich das Gartenteam auch zur Beratung zurückziehen kann. 

Bis Ende des Schuljahres wird die Schulgarteninitiative Baden-Württemberg ihre Beurteilungen abgeben. Auf der Bundesgartenschau in Mannheim wird der Abschluss im September gefeiert. 

 

Text: Klaus Schade (dieser Beitrag erschien u.a. auch in der Badischen Zeitung vom 20. Juni 2023)