Als wir den Flughafen in New Jersey verließen, wartete auf uns ein gelber Schulbus. Uns allen war schlagartig klar: Typisch Amerika – wir sind da! Doch so schön diese Busse von außen auch aussehen, so unbequem sind sie von innen. Und so wurde bereits die Fahrt nach Newton zum Sinnbild der kommenden drei Wochen: In Begleitung von Mirjam Gronbach und Philipp Drechsler lernten 20 Schülerinnen und Schüler der Heimschule St. Landolin durch die Teilnahme am GAPP-Austauschprogramm die begeisternden und problematischen Seiten der USA kennen.
An der Newton-High-School warteten schon unsere Austauschpartner, bei denen wir zwei der nächsten drei Wochen verbringen würden. Der Empfang mit Plakaten und Welcome Cakes war sagenhaft und sehr, sehr herzlich. In der ersten Woche lernten wir den amerikanischen (Schul-)Alltag kennen. Wie wir schnell feststellten, unterscheidet er sich in vielen Punkten von unserem: So haben amerikanische Schüler jeden Tag neun verschiedene Einzelstunden, welche sich täglich wiederholen. Es gibt Pflichtfächer, aber auch Wahlfächer, wie zum einen Cooking und Chor oder auch Forensik. Die Schüler verbringen so die meiste Zeit des Tages an der Schule, wobei Freizeitaktivitäten, wie Sport oder Musik in den Schulalltag integriert sind. Die Schule hat zum Beispiel ein eigenes Basketball-, Hockey- oder auch Footballteam, welches wir auch spielen sehen durften.
Eine weitere schulische Besonderheit ist die sogenannte „Spirit-Week“, welche wir live miterlebten. Während dieser Woche stand jeder Tag unter einem anderen Motto, so gab es am Montag den „Pyjama-Day“, an dem alle Schüler im Schlafanzug kommen durften. Aber auch den Boots-Day oder den „maroon and white“, an dem die Schüler die Farben der Highschool trugen, gab es. Am Ende der Woche fand das Homecoming Game des Footballteams statt und die Homecoming Queen wurde gekrönt. Es war für uns ein beeindruckendes Spiel, auch wenn wir wahrscheinlich nicht alles verstanden. Das Wichtigste war allerdings, dass die Newton Braves – also unsere Mannschaft - gewannen. Am nächsten Tag stand dann der Homecoming Dance an. Da es diese Art von Festen bei uns an der Schule nicht gibt, war es ein einmaliges und beeindruckendes Ereignis. Alle machten sich hübsch, die meisten Jungs trugen Anzüge und die Mädchen schicke Kleider. Die Stimmung war einfach super und alle Leute haben getanzt.
Nach diesen aufregenden Tagen begannen unsere Trips nach Washington D.C. und New York. Zunächst besuchten wir für fast vier Tage die Hauptstadt. In dieser doch recht kurzen Zeit konnten wir unzählige Eindrücke sammeln: So waren wir gleich am ersten Tag auf dem Tower des Trump International Hotel Washington DC und hatte von dort bei tollem Wetter einen überragenden Blick über die Hauptstadt. Aber auch die anderen Sehenswürdigkeiten ließen wir uns nicht entgehen, wie das Washington Monument, das Abraham Lincoln Memorial oder das Grab von John F. Kennedy auf dem Arlington Cemetery. Zudem besichtigten wir in der National Mall einige Museen, wie das Air and Space Museum oder das National Archives Museum. Natürlich durften auch das Weiße Haus, welches wir bei Tag und bei Nacht erlebten, und das Kapitol nicht fehlen. Leider bekamen wir keinen Zutritt zum Weißen Haus und mussten uns wohl oder übel mit dem Visitors Center begnügen. Im Kapitol jedoch gelangten wir sogar in den Senat, wo gerade eine Debatte stattfand. Ein besonderes Erlebnis in Washington D.C. war die Besichtigung der Georgetown Universität, wo wir eine Führung, die von zwei Studenten angeleitet wurde, mitmachten.
Nach diesen erlebnisreichen Tagen ging es endlich, endlich nach New York City. Und es hielt was wir uns erhofft hatten: gigantisch, pulsierend, faszinierend, einfach überwältigend. Ja, es ist wahr, diese Stadt schläft niemals! Jeden Tag ging es von unserem Hotel in Manhattan aus auf einen bis zu 20 Kilometer weiten Tagesmarsch zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt: der 5th Avenue, dem Empire State Building am Abend mit gigantischer Aussicht auf New York bei Nacht, dem Times Square, dem 9/11 Memorial mit Museum, der Brooklyn Bridge, der Freiheitsstatue und Ellis Island, dem Top of the Rocks, dem Museum of Modern Art oder dem American Museum of Natural History, durch den Central Park bei Regen und, und, und…
Doch nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind uns vor allem der Besuch in Ellen’s Stardust Diner mit Livemusik der Kellner, die zugleich Musicaldarsteller sind, und das Basketballspiel im Madison Square Garden, bei dem wir neben Ellie Goulding und Justin Bieber auch John McEnroe gesehen haben. Bei genauem Hinsehen wurde jedoch auch die Schattenseiten deutlich: die vielen Obdachlosen, sowohl in der U-Bahn als auch in den Straßen oder auch die Wegwerf-Mentalität der Amerikaner.
Nach unserer Rückkehr aus den beiden Metropolen blieben uns noch wenige Tage mit unseren Austauschpartnern und die Zeit verging rasend: Nachdem wir noch mit unseren Gastgebern Halloween feiern konnten, stiegen wir mit Tränen in den Augen, aber auch mit vielen tollen Erinnerungen an die letzten drei Wochen in den bekannten gelben Bus, der uns wieder gen Heimat bringen würde. Bye, bye America! See you soon in Germany! Dem Gegenbesuch unserer amerikanischen Freunde fiebern wir nun entgegen.
Übrigens: Auch die Presse in USA interessierte sich für unseren Besuch und in der Tageszeitung von Newton erschien dieser Bericht: German Students visit Newton High School.
Text: Nele Gawellek
Bilder: Peter Förderer, Mirjam Gronbach