Eine wirkliche Erfolgsstory können die Handballmädchen der DJK Heimschule Ettenheim vermelden. Nachdem über 40 Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren mit ihren Trainern 2020 in die neue Handballabteilung der DJK Heimschule Ettenheim gewechselt waren, wurde das Training trotz der Corona-Pandemie noch mehr intensiviert. Die Trainer Wolfgang Ehrler, Stefan Rieder und Gina Arndt verstanden es ausgezeichnet, ihre Spielerinnen zu motivieren. Auch der zweite Lockdown im November 2020 führte nicht zum Einbruch, denn über ein mehrmaliges wöchentliches Training online hatten die Spielerinnen auch ihre Freude. Seit den Pfingstferien ist nicht nur für die vier Kaderspielerinnen (Südbadische Auswahl) das Präsenztraining wieder möglich und aus den anfangs 40 Handballerinnen sind es jetzt schon 55 geworden und es werden immer mehr, vor allem hat sich dies in der Heimschule St. Landolin herumgesprochen.
Wegen dieser vorbildlichen Jugendarbeit erhielt der Verein im Europa-Park beim Lotto-Award Sportjugend Förderpreis den dritten Preis, dotiert mit 1.200 Euro. Eigentlich sollten die Preise direkt übergeben werden, doch kurz vorher wurde dieser Termin in eine Online-Preisverleihung umgewandelt. Sportmoderator Michael Antwerpes ging in seinen Anfangsworten auf die Intention dieses Förderpreises ein. 11.400 Sportvereine in Baden-Württemberg trügen ganz enorm zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei. Dieses herausragende Engagement werde von Lotto Baden-Württemberg jedes Jahr finanziell unterstützt. Damit wolle man auch eine Wertschätzung der Arbeit in den Sportvereinen vermitteln. Georg Wacker, Geschäftsführer der Toto/Lotto, bezeichnete den Sportjugend Förderpreis als Leuchtturmprojekt, denn hier würden die Erlöse aus der Staatlichen Lotterie wieder an die Gesellschaft zurückgegeben. Allein 100.000 Euro werden an die Sportvereine, die an der Ausschreibung teilnehmen, ausgeschüttet. In diesem Jahr erlebten die Anmeldungen trotz der Corona-Pandemie ihren Höhepunkt, denn 556 Sportvereine hatten ihre Bewerbung abgegeben, davon erhielten 83 einen Preis.
Mit dem dritten Preis in der Region Mittlerer Schwarzwald / Südlicher Oberrhein waren die Trainer und Spielerinnen, aber auch die gesamte Vorstandschaft des Schulsportvereins, aus dem Häuschen. Christina Obergföll, Weltmeisterin und zweimalige Silbermedaillengewinnerin im Speerwurf bei Olympia, war dazu noch die Laudatorin. Sie hat bestimmt noch eine emotionale Bindung zur Heimschule St. Landolin in Ettenheim, denn dort war sie sechs Jahre lang Schülerin, bevor sie dann aus Trainingsgründen nach Offenburg ging. Ihre ersten Leichtathletikwettkämpfe hat sie dabei für die Heimschule St. Landolin ausgetragen. Höhepunkt war dabei das Erreichen des Bundesfinale in Berlin mit der Mädchenmannschaft der Heimschule.
Kultusministerin Theresa Schopper lobte den Sport als unverzichtbar für die Gesellschaft und forderte genauso wie die Präsidentin des Landessportverbandes Baden-Württemberg Menzer-Haasis die Träger der Sportstätten dazu auf, ihre Sporthallen und -plätze auch in den Sommerferien für das Training und Wettkämpfe offen zu halten, denn die Corona-Pandemie habe durch den Bewegungsmangel gerade bei Kindern und Jugendlichen geschadet.
Text: Ulrich Rospleszcz
Übergabe der Preisurkunde an Schulleiter Eberhard Pfister
Die Heimschulgemeinschaft freut sich wirklich sehr über diese hochrangige Würdigung der Handballabteilung des Schulsportvereins DJK. So war es ein schöner Anlass, dass der Vorsitzende Ulrich Rospleszcz und Trainer Stefan Rieder die gewonnene Urkunde symbolisch an Schulleiter Eberhard Pfister weiterreichen konnten. Besonders schön ist, dass dieser Preis im Jahr des 50-jährigen Vereinsjubiläums überreicht wird. Lesen Sie zu diesem Jubiläum auch das Interview der Badischen Zeitung vom 30. April 2021. Herzlichen Glückwunsch!
Bild: Stefan Kohnert
50 Jahre DJK Heimschule Ettenheim: Ein Rückblick von Ulrich Rospleszcz
Ein kleiner, aber ungewöhnlicher Sportverein, die DJK Heimschule Ettenheim, würde Mai 2021 sein 50-jähriges Jubiläum feiern, wenn nicht Corona einen Strich durch die Rechnung machen würde. Ungewöhnlich ist dieser Sportverein deshalb, weil er in diesen 50 Jahren sehr viele Sportarten im Leistungs-, Wettkampf- und Breitensportbereich angeboten hat.
Mit Beginn der Tätigkeit von Robert Krais als Erzieher im Internat der Heimschule St. Landolin wurde am 1. Mai 1971 der Schulsportverein DJK Heimschule Ettenheim als Modellprojekt zwischen Schule und Sportverein gegründet und dem katholischen Sportverband „Deutsche Jugendkraft“ angeschlossen. Begonnen hat alles mit den Sportarten Leichtathletik und Gymnastik für Erwachsene. Engagiert gingen damals auch einige Internatsschüler zu Werke. So organisierten sie die Skiausfahrten für die ganze Schule, gingen mit Wettkämpfern auf Leichtathletiksportfeste und -meisterschaften. Dabei waren sie auf regionaler und überregionaler Ebene sehr erfolgreich. Größere Wettkämpfe, auch Badische Meisterschaften, wurden auf der damals ganz neuen Elastopor-Kunststoffbahn besonders im Gehen durchgeführt.
Mit Sportlehrer Farkas aus Israel hoffte die DJK anfangs auch einen kompetenten Trainer im Schwimmen zu bekommen. Dies zerschlug sich leider teils an der Visumsfrage für Trainer Farkas, teils am Wechsel seiner Tochter Anat zum SSV Freiburg. Das schuleigene Hallenschwimmbad hat dazu beigetragen, dass die Schwimmabteilung bis heute erhalten geblieben ist. Dass der Verein im Altersdurchschnitt sehr jung war, dokumentiert die Vereinschronik. Im Jahr 1976 gehörten 81 Mitglieder dem Verein an, von denen nur 14 über 21 Jahre alt waren. Im Dezember 1979 wird die DJK Heimschule Ettenheim als eingetragener Verein bestätigt.
Im Herbst 1982 erfährt die DJK ihren ersten Wandel, da durch die jungen Sportlehrer Günter Däggelmann und Ulrich Rospleszcz an der Heimschule die Sportarten Volleyball und Basketball als Wettkampfsportarten eingeführt werden. Ab der Saison 1983/84 nimmt die DJK jetzt regelmäßig am Spielbetrieb des Südbadischen Volleyballverbandes mit einer Herrenmannschaft und mehreren Jugendmannschaften teil. Anfangs meistens mit Internatsschülern besetzt, wird die Volleyballmannschaft mehr und mehr eine Mixtur aus externen und internen Heimschülern und Heimschullehrern. Die Volleyball-Herrenmannschaft erringt in der Saison 88/89 jeweils mit der Vizemeisterschaft der Bezirksliga Ortenau und im Bezirkspokal ihren größten sportlichen Erfolg.
Bo und Arnis (Asiatischer Stockkampf), Rock`n Roll, Basketball und Badminton waren außer Volleyball die sportlichen Anziehungspunkte. Mit den asiatischen Kampfsportarten erlebte die DJK auch außerhalb der Schule hohe Aufmerksamkeit. Bei einer Demonstration dieser Kampfsportarten durch den damaligen Weltmeister von den Philippinen platzte die Sporthalle mit mehr als 250 Teilnehmern fast aus allen Nähten. Internatsschüler Gunnar Siebert, selber Deutscher Meister in dieser Sportart, hatte die Kontakte geknüpft. Ein weiterer Internatsschüler, Christoph Kirsch, leitete über mehrere Jahre die Rock`n Roll-Abteilung, die sich öfters auch bei Veranstaltungen der Heimschule präsentierte.
Mit dem Engagement weiterer Sportlehrerinnen und -lehrer als Übungsleiter und Trainer bekommt die DJK ab 1987 wieder ein neues Gesicht. Israelische Tänze, Badminton und das Kinderturnen ab drei Jahre stehen jetzt zusätzlich auf dem Programm. Mit den Israelischen Tänzen unter der Leitung von Astrid Jörger-Baumann und Axel Baumann wird das Sportprogramm um ein weiteres Angebot bereichert. Ihnen gelingt es immer wieder, namhafte Choreografen aus Frankreich, der Schweiz und Israel nach Ettenheim zu Wochenendseminaren und Workshops zu holen. Seit 1988 wird das Kinderturnen zum Renner des Vereins. Eine Idee, die durch die eigenen Kinder, die gern Sport treiben wollen, entstanden ist, wird für den Verein eine neue Orientierung. Das Kinderturnen wird zur mitgliederstärksten Abteilung. Bis zu 120 Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren werden wöchentlich von qualifizierten Übungsleiterinnen in Turnen und Schwimmen angeleitet. Organisiert und koordiniert wird das Kinderturnen jahrelang von Sportlehrerin Elisabeth Ihnen. Beim Turnen handelt es sich nicht um das bekannte Gerätturnen, sondern um eine spielerische Form der Bewegung für Kleinkinder. Mit dem Kinderturnen wird der Verein auch in der Stadt Ettenheim und Umgebung immer stärker wahrgenommen.
Eine weitere Außenwirkung hatten die Sportfeste und Sportevents in Ettenheim, die die DJK in Kooperation mit dem Badischen Sportbund, der DAK Ettenheim und AOK Lahr organisiert hat. Besonders viele Jugendliche wurden dadurch zum Basketball und Streetball angelockt. So war es logisch, dass die DJK mit einer Basketball A-Jugendmannschaft 1993 in der Kreisliga Nord im offiziellen Spielbetrieb startete und ab 1995/96 mit einer Männermannschaft in der Kreisliga Süd. Im August 1995 wurde die DJK auch Mitglied im Deutschen Basketballbund. Die Euphorie blieb bis 2002 erhalten. Als Hobbysportart wurde in der DJK weiter trainiert und gespielt.
Der Kindersport bekommt im Laufe der letzten zwölf Jahre eine neue Ausrichtung. Die Zielgruppe sind die 7 bis 12-jährigen Mädchen und Jungen. Vielfältige turnerische Fertigkeiten und spielerische Akzente in den Ballsportarten sollen den Kindern eine sportliche Orientierung geben. Denn leistungsbezogen wird hier nicht trainiert. Das war immer das Besondere an diesem Verein, dass es bei Kindern nicht um Leistungsdruck und Erfolg ging. Außerdem wollte die DJK Heimschule keine Konkurrenz zu örtlichen Vereinen aufbauen. Ein Turn- oder Fußballverein haben von ihrem Selbstverständnis ein ganz anderes Ziel wie der Breitensport orientierte DJK Verein.
Eine Kontinuität über 50 Jahre hinweg hat der Verein in der Fitnessgruppe für Erwachsene. Anfangs als Gymnastik für Erwachsene, dann als Familiensport deklariert, ist ab 1997 die „Fitnessgruppe für Erwachsene“ entstanden. Dieser Fitnesssport am Mittwochabend ist mittlerweile ein sportliches Standbein geworden, das die gesellschaftlichen Veränderungen erkannt und umgesetzt hat. Das Älterwerden von Männern und Frauen, das Bedürfnis noch mit über 50 oder 60 oder sogar 70 sportlich aktiv zu sein, dies wurde jetzt in der DJK konsequent verwirklicht. Sport und Bewegung als Mittel zur Gesunderhaltung ist das Ziel. Der Verein hat dafür auch längere Zeit das Qualitätssiegel „Pluspunkt Gesundheit“ vorweisen können. Aus dieser sehr zahlreichen Abteilung bekommt die DJK auch über fünf Jahrzehnte ihre notwendigen Funktionsträger, sprich Vorstand. Erster Vorsitzender ist seit 32 Jahren Ulrich Rospleszcz, der außerdem seit 1982 den Fitnesssport für Erwachsene leitet. Seit 1997 ist das Ehepaar Rospleszcz und neuerdings unterstützt von Andrea Müller-Stulz allwöchentlich für den Fitnesssport von über 60 Mitgliedern zuständig.
Der Verein hat vor Corona und in der Zeit der Pandemie wieder eine Veränderung erlebt. Zuerst wurde durch die enorme Nachfrage nach Kinderschwimmen diese Seite abgedeckt. Nach einem Jahr mit sehr guten Erfahrungen hat Corona erst einmal alles auf Null gestellt. Die Übungsleiterinnen und die Kinder warten sehnsüchtig auf den neuen Start.
Im März 2020 wurde eine neue Handballabteilung gegründet, die aus dem Stand mit vier Mädchen-Jugendmannschaften von der D- bis zur B-Jugend trainiert und im Spielbetrieb des Südbadischen Handballverbandes teilnimmt. Trotz Corona trainieren die Mädchen mit ihren drei Trainern auch online weiter und weitere Anmeldungen machen es notwendig, dass im September 2021 schon fünf Mannschaften angemeldet sind, die B-Jugend sogar in der Oberliga, der höchsten Baden-Württembergischen Liga. Eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Handballabteilung der TG Altdorf macht es der DJK Heimschule leichter, in einer neuen Sportart Fuß zu fassen.
Der Wunsch der Vorstandschaft ist es, dass das nächste Jahrzehnt weiterhin in ruhigem Fahrwasser bleibt und dass jüngere Mitglieder entsprechend der Satzung sich mit neuen Ideen einbringen.